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Derselbe Theaterbesuch aus Schülerinnensicht

Theaterbesuch – Poetry Slam

Die Klasse 10d besuchte am Sonntag, den 05.12.2021, mit Marc Soedradjat und Natalia Lakmann den Poetry Slam „Dead & Alive“, wo abwechselnd ein „toter“ und ein „lebendiger“ Schriftsteller* einen kurzgehaltenen eigenen Text vortragen und miteinander konkurrieren. 

Die Moderatoren Phillipp Herold und Moritz Konrad führen durch den Abend. Konrad beginnt zur Einstimmung mit einigen Tagebucheinträgen, die die Stimmung im vollbesetzten Saal heben. Auch Herold beweist sein Können, indem er Auszüge seiner in der Coronazeit entstandenen Lyrik präsentiert.

Der erste tote Dichter, Rio Reiser (Heisam Abbas), tritt auf die Bühne. Die Spannung steigt.  Mit einer Bierflasche in der Anzugtasche kritisiert er in seinem Text Zigarette rauchend den Kapitalismus. Plötzlich wirft Reiser seinen Hut dem Publikum vor die Füße. „Geld her!“, fordert er, irgendwie müsse man schließlich den dringend benötigten Alkohol bezahlen. Nach repetierender Aufforderung erweisen sich einige MGBler als großzügig und opfern ihr Kleingeld. Die Beurteilung, wie viel Alkohol man für 1,65 € erhält, bleibt aber jedem selbst überlassen. Anschließend folgt Selina Seemann mit einem flüssigen, rhythmischen Text über Dick Pics. Nachdem schallendes Gelächter aus dem Zuschauerrang den Saal erfüllt hat, beweist Seemann, dass sie auch ernsthaft und tiefgründig schreiben kann. Sie fordert uns auf, über das Wahre, das Selbst hinter der Fassade nachzudenken. Ihr anschaulicher Beitrag handelt daher von „[dem] Dreck, [der] Liebe [und dem] Echt[en]“. 

„Nike, Nike, Nikeeeeee [ausgesprochen: Neikiiiiii], Nike, Nike, Nikeeeeee“, ganz ohne (*hust*) Schleichwerbung behauptet der tote, amerikanische Rapper Mac Miller (Nico Herzig), außer Schuhen (und vielleicht noch einigen Kleidern) brauche er nichts zum Leben. Er benötige seinen ganzen Reichtum nicht. In seinem zweiten Text ist er nicht mehr so fokussiert auf seine Schuhe, sondern eher auf die Bewältigung der Unordnung in seinem Kopf. 

Jonas Galm, der nächste Dichter, erzählt von der Liebe und nassen, nackten Füßen im Watt. Als Zweites hält er eine Lobrede auf die „knackigen, frischen, grünen“ Äpfel. Er fordert in seinem Text, für jede gegessene Birne fünf Apfelbäume als Entschädigung in den Nachbarsgarten zu pflanzen. 

Iphigenie auf Tauris (Sarah Sandeh), eine literarische Schöpfung Goethes, übernimmt die Rolle der Vortragenden und plädiert für Mut, Meinungsfreiheit und Frauenrechte.

„Haut mir endlich den geilen Saft rein!“ Mit Wut und Frustration erinnert sich Yannick Steinkellner an den vergangenen Februar zurück, wo der Impfstoff noch rar, sein Verlangen danach jedoch immens war. Zustimmung erhält er, als er die andauernden, nervigen Spaziergänge thematisiert. Das Einzige, was noch spazieren gehen solle, sei der Impfstoff, und zwar in seinem Körper. Steinkellner verarbeitet im zweiten lyrischen Text seine Gedanken zu Feinstaub und visualisiert diese durch eine Nebelmaschine. 

Nach dieser inspirierenden Kulturveranstaltung laufen wir zur Bahnstation.  Da wir unser wunderschönes Klassenfoto im Foyer des Theaters aus Versehen ohne Herrn Soedradjat gemacht haben, benötigen wir noch ein Bild mit beiden Lehrern. Um nicht auch noch Werbung für ein Hotel zu machen, entscheiden wir uns gegen ein Foto vor der gut beleuchteten, sauberen Pension. Stattdessen lassen wir uns vor dem schmutzigen, vermüllten und widerlichen Fahrkartenautomaten der KVV in Szene setzen. Jetzt sind auf unserem Erinnerungsfoto halt noch leere Joghurtbecher drauf… So lange, wie das Plastik in der Welt verweilt ohne zu verrotten, so lange wird uns dieser Ausflug im Gedächtnis bleiben. Danke, dass wir diesen schönen und informativen Abend mit Ihnen erleben durften!

Von Jana Zeitler und Noëmie Funke

 *Der Einfachheit halber wurde in diesem Text das generische Maskulinum verwendet, es sind jedoch alle Personen miteingeschlossen.