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Wir hatten eine gute Zeit

Premiere des Vokal-Ensembles "amaSing" in der Aula des Melanchthon Gymnasiums

Ursprung des außergewöhnlichen und originellen Namens des Ensembles ist das englische Wort amazing (deutsch: fantastisch). Das Vorhaben, wie die Musiker auf ihrer Homepage amasing.de formulieren, lautet: "Wir wollen mit unseren Mitteln das "Fantastische", das uns an der Musik begeistert, den Menschen weitergeben und vielleicht so für das eine oder andere "fantastische" Erlebnis sorgen. Genau dies ist den jungen Künstlern an diesem Abend mit Bravour gelungen.
"Wir hatten eine gute Zeit", Titel des letzten Liedes des offiziellen Programms, kann wohl als Motto dieses Abends gelten. Fabian Kehrer (Tenor1), übrigens ehemaliger Schüler des MGB, Michael Hegenauer (Tenor2), Andreas Burghardt (Bass1) und Jonathan Binder (Bass2) waren dankbar, vor ausverkauftem Haus zu singen. Die vier Sänger, die sich im Schulmusikstudium an der Hochschule für Musik Karlsruhe kennen lernten, spannten gekonnt einen thematischen und atmosphärischen Bogen. So gelang es ihnen, auf den ersten Blick krasse Brüche von Rammstein zu Schubert spielerisch zu überbrücken.
Das getragene "If ye love me", ein Stück aus der Renaissance, leitete behutsam in diesen Abend, sodann wurde es bald entspannter und das Thema Freundschaft wurde in unterschiedlichen Schattierungen dargeboten. Das von Szenenapplaus begleitete "Freunde für alle Zeit" der Geier aus dem Dschungelbuch wurde durch das komödiantische Talent der Sänger beim Lied "Mein bester Freund" der Prinzen noch übertroffen. Gut gelungen war dann der Stimmungswechsel zum melancholischen "Mad World" von Tears for Fears und dem Kunstlied Schuberts mit dem Titel "Liebe", dem Lieblingsthema Schuberts, dem ja bekanntlich in dieser Hinsicht nicht viel gegönnt war. Und so war es nur folgerichtig, die Frustration eines Mannes zu verdeutlichen, denn "Anna hat Migräne" (Wise Guys), ein amüsanter und gekonnter Übergang.
Die folgenden Lieder standen im Zeichen des Mondes, eines beliebten Topos der Romantik, aber nicht nur dieser, wie der "Mann im Mond" der Prinzen zeigte. Silchers "Untreue" und Schuberts "Grab und Mond" verdüsterten dann kurzzeitig die Stimmung und zeigten das dichte Stimmengeflecht der jungen Sänger. Als Animation, in der Pause das Buffet zu genießen, war dann Zöllners "Speisezettel" ideal und machte Appetit auf mehr.
Das Sympathische des Ensembles blitzte sodann nach der Pause mit dem augenzwinkernd präsentierten Warnhinweis: "Vergammelte Speisen sind zurückzuweisen" der Prinzen auf. Nun kamen die vier Musikstudenten richtig in Fahrt, denn "Alkohol" von Grönemeyer wurde unter vollem Körpereinsatz dargeboten, ist doch der ärgste Feind des Musikers laut Fabian Kehrer "frische Luft, das Tageslicht und sauer Wasser".
Die spirituelle Ebene des Abends läutete das Ensemble mit einem äußerst gelungenen Arrangement der Ballade "Engel" der Band Rammstein ein, gefolgt von Schuberts Chorsatz zu dem von ihm selbst geschriebenen Kunstlied "Geistertanz". Das unterschiedliche Anforderungsprofil dieser beiden Lieder wurde von den vier Musikern scheinbar spielerisch leicht erfüllt. An dieser Stelle dankte Fabian Kehrer den an der Organisation Beteiligten und Traudl Petschauer, Vorsitzende des Fördervereins, gab den Dank zurück und sprach eine Einladung zu einer baldigen Rückkehr des Ensembles ans MGB aus. Doch die "Gute Zeit" sollte noch nicht zu Ende sein. Mendelsohn-Bartholdys "Der Jäger Abschied" und das schon erwähnte "Wir hatten eine gute Zeit" bildeten den vorläufigen Schlusspunkt zu einem Konzert, das nicht nur durch die stimmlichen Qualitäten der Künstler, sondern auch die kohärente Dramaturgie des Programms zu gefallen wusste. Zudem gelang das Changieren zwischen den jeweiligen Solisten und dem Chor reibungslos. Der vom Publikum frenetisch gewünschten Zugabe "Audi Victoria" der Prinzen folgte das "Mana Mana" aus der Muppetsshow. Hier zeigte sich, dass die angehenden Musiklehrer auf der Bühne die Portion Humor mitbringen, die in ihrem Beruf eine so wichtige Voraussetzung ist. Schließlich wurden "amaSing" mit Standing Ovations verabschiedet, denn ihre Version des Sandmännchenliedes fasste mit der Textzeile "es hat viel Spaß gemacht" zusammen, worüber sich alle an diesem gelungenen Abend einig waren. Und so wird die Einladung, am 4. Advent (19. Dezember) das Weihnachtskonzert von "amaSing" im Hotel Krone in Bretten zu besuchen, wohl von vielen Zuhörern und neu gewonnenen Fans gerne angenommen werden.

 

Soedradjat