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Big Band Konzert 2011

Insgesamt einhundert Kinder musizieren hoch konzentriert, mit Freude, Talent, Disziplin und Feuer. Es ist ein gesellschaftliches Ereignis in Bretten, wenn die Big Band des MGB in der Aula ihre alljährlichen Konzerte gibt. Drei Abende mit jeweils fast dreistündigem Programm. Damit begeistern die Kinder und der musikalische Leiter Bernhard Pfaus nicht nur ihr Publikum, sondern auch sich selbst.

Vierzig Kinder musizieren allein schon bei den Youngsters. Sie starten mit einem entspannten Shuffle, der Bass klingt rund und gibt dem Ganzen ein sicheres Fundament. Sympathisch ist, dass der Dirigent bei den Soli der Kleinen in die Knie geht, damit alle die Solisten sehen können und diese die volle Aufmerksamkeit des Publikums bekommen. Bei "I'm a believer" von Neil Diamond haben die Trompeter bereits die nötige Sicherheit und Routine, um eine kleine Choreographie zu bieten, bevor dann das unverkennbare Riff der Gitarre eine coole Version des Deep Purple Klassikers "Smoke on the water" einleitet. Das klingt alles schon sehr ausgefeilt, tight und fett. Als die Combo dann jedoch ihr Programm mit Herbie Hancocks "Watermelon man" startet, gibt es noch einmal einen Schub, auch hinsichtlich Transparenz und Dynamik. Die Zuhörer bekommen bei Steve Millers "Fly like an eagle" ausgefeilte Gitarrensoli, warme Fender Rhodes Sounds und, dank Wah Wah ganz stilecht, einen tollen Retrosound geboten. Der Titelsong zum diesjährigen Motto "Heart and Soul" ist natürlich "Lovers", eine Ballade, laut Pfaus die Königsdisziplin. Die Combo nimmt den Faden nicht nur sachte auf, sondern spannt einen dynamischen und im gekonnten Spiel mit Crescendo und Decrescendo überzeugenden Bogen. Trotz tropischer Temperaturen in der ausverkauften Aula, stellt sich eine Gänsehaut ein. Zum Abschluss groovt die Combo schon ganz abgeklärt und erstaunlich reif mit "Living in America" von James Brown.
Zur Pause erwartet die Besucher ein liebevoll dekorierter Vorraum mit mehreren Bars  und eine Diashow vom Probenlandheim. Das ist alles liebevoll und durchdacht arrangiert und doch erwartet man den Höhepunkt des Abends mit Ungeduld. Die Big Band hat einen noch differenzierteren, ausgewogeneren und transparenteren  Klangkörper. Der Swing von "Just Friends" ist wunderbar zurückhaltend dargeboten und gerade deshalb voller Spannung. Bei "Secret love" bekommen die Posaunen alle Raum für ein kurzes Solo. Es ist durchaus auch Platz für Humor in einer so durchtrainierten Gruppe, so zücken die Trompeter beim herzzerreißend sanften Solo des Saxophons bei "Pure Imagination" tatsächlich die Taschentücher, sind sie doch zu Tränen gerührt. Man scheut sich etwas, einen Musiker aus diesem Ensemble herauszuheben, aber der eine oder andere Zuschauer hat sich sicherlich gewünscht, Fabian Torka am Altsaxophon hätte sein Abitur nicht bestanden, um weiter Teil der Band sein zu können. Ein musikalischer Höhepunkt ist dann das von Peter Herbolzheimer arrangierte und Michael Brecker komponierte "Funky Sea, funky dew", ein sowohl harmonisch als auch rhythmisch äußert anspruchsvolles und mitreißendes Stück. "Sway" öffnet dann die Bühne für die Sängerinnen der Big Band. Sie lassen eine authentische Salsaclub Atmosphäre entstehen und liefern eine absolut professionelle Performance ab.  Auch bei "Mr Zoot suite" und "Mambo Italiano" bereiten sie und die Band dem Bandleader sichtlich Freude. Mit "Against all odds" von Phil Collins schlägt die Band dann noch einmal sanfte Töne an und auch hier brilliert Fabian Torka mit einem gefühlvollen Solo. Nach "Out of the doghouse", inklusive sehr witziger Headbangereinlage, werden die Zuhörer mit vier Zugaben beschenkt, in denen Bernhard Pfaus nicht nur überzeugend, sondern locker und spürbar befreit die Sängerinnen unterstützt und bei Robbie Williams' "Hot fudge"  gar solo singt. Die harte Arbeit wird an diesen drei Abenden vom Publikum mit absoluter Wertschätzung belohnt und man sieht in glückliche Gesichter von Musikerinnen und Musikern, die eine außergewöhnliche Leistung erbracht haben.

 

Soedradjat