Italien-Austausch der Klasse 10d in Crema
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Vom 12. bis 20. März 2012 durften wir, die Klasse 10d des Melanchthon Gymnasiums Bretten, gemeinsam mit unseren Lehrerinnen Frau Weis und Frau Groß, eine Woche mit vielen Erfahrungen, neuen Bekanntschaften und interessanten Ausflügen erleben. Am Montag den 12. April ging die Reise los. Die Gefühle waren gemischt. Die Ungewissheit, ob die Gastfamilie nett ist, oder ob man sich mit dem Austauschpartner versteht, war groß. Doch die Vorfreude auf das, was wir alles erleben würden, war größer. So machten wir uns auf die 8-stündige Reise nach Norditalien.
Die Fahrt war anstrengend. Wir waren müde, doch zu aufgeregt um zu schlafen. Also verbrachten wir die Fahrt damit, Zeitschriften zu lesen, unseren italienischen Wortschatz aufzufrischen, Musik zu hören und zu reden. Nach drei Pausen und einem Zwischenstopp in Lodi, um dort die Klasse 10 e bei ihren Austauschschülern abzusetzen, kamen wir endlich in Crema an. Die Austauschpartner erwarteten uns schon. Nach einem kleinen Chaos- bis jeder sein Gepäck gefunden hatte- verabschiedeten wir uns von unseren Klassenkameraden. Den Rest dieses Tages würden wir nun also in der Familie verbringen. Wenig später lernten wir unsere Gasteltern kennen, die Haustiere, das Haus- welches für die nächsten acht Tage auch unser neues Zuhause sein würde- und die Gewohnheiten der italienischen Familien. Was uns schon am ersten Abend klar wurde: In Italien sind die Essgewohnheiten so gar nicht wie wir es gewohnt sind. Man isst anders, man isst öfter und man isst viel. Hier zählt Pasta nicht als Hauptgericht, sondern als Vorspeise. Ein „Drei-Gänge-Menu“ zu servieren ist in Italien beinahe alltäglich. Beim Abendessen bot sich die Gelegenheit, die Gastgeschenke zu übergeben. Viele hatten Bücher mit Bildern von Bretten mitgebracht, oder Pralinen aus einer brettener Konditorei. Die Geschenke kamen gut an und es war schön zu sehen, wie sich die Familie über Dinge freute, die für uns nicht mehr interessant sind, weil wir sie doch täglich sehen. Der erste Tag ging bei den meisten ruhig und entspannt zu Ende. Zu Abend essen, duschen, Koffer auspacken und dann ab ins Bett um für den nächsten Tag fit zu sein.
Am nächsten Morgen hieß es: Treffpunkt, acht Uhr vor der Schule unsrer Austauschpartner „Luca Pacioli“. Dort wurden wir von der Schulleitung empfangen. Wir bekamen Stadtpläne und für Essen und Trinken war auch gesorgt. Danach wurden wir von zwei Schülern durch die Schule geführt, bekamen eine Stadtführung durch Crema und hatten sogar noch die Möglichkeit, beim Unterricht dabei zu sein. Bis auf ein paar Ausnahmen hatten die italienischen Schüler bis 17:20 Uhr Unterricht. Sie lernten neben Englisch, Spanisch und teilweise Deutsch auch Chinesisch. Da wir nur sehr wenig verstanden und die Schüler auf dem Boden sitzen mussten, damit wir einen Platz hatten, verließen wir den Unterricht nach dieser Chinesisch Stunde und warteten in der Stadt bis der Unterricht vorüber war. Doch ich bin mir sicher, einige können heute noch bis fünf zählen- auf Chinesisch. Auch heute blieb es allen selbst überlassen, wie sie den restlichen Tag verbrachten. Viele hatten das Glück und durften die Freunde der Austauschpartner kennenlernen. Es ist in Italien völlig selbstverständlich, abends nach draußen zu gehen, um sich mit Freunden zu treffen, statt zu Hause vor dem Fernseher zu sitzen und nichts zu tun!
Die folgenden Tage verliefen ähnlich. Mittwochs fuhren wir mit dem Zug in die Provinz Cremona. Dort bestiegen wir den höchsten Kirchturm Italiens, welcher eine stolze Höhe von 111 Metern hat. Der Rund-um-Blick war überwältigend! Außerdem sahen wir die Geigen von Stradivari und bekamen sogar ein Stück vorgespielt. Danach hatten wir Freizeit. Zum Glück war Wochenmarkt in Cremona. Für die Mädels war also sofort klar, wohin der Weg führen würde, natürlich gab es auch hier die normalen Geschäfte.
Am Donnerstag zog uns die Stadt der Liebe in ihren Bann, Verona. Auf diesen Ausflug fieberten wir lange hin. Einmal vor dem Balkon von Julia zu stehen, den Blick hinaufzuwerfen, wie es Romeo tat. Unbeschreiblich, wie viele Menschen sich an der Mauer verewigt hatten, wie viele Schlösser an das Tor gehängt wurden, als Zeichen für die ewige Liebe. Schade nur, dass durch die vielen Menschen und Souvenirshops die Atmosphäre etwas verloren ging. Und dennoch, wer noch nicht dort war, sollte dies so schnell wie möglich nachholen. Auch hier gab es genug Möglichkeiten, um shoppen zu gehen, Eis zu essen oder sich einfach nur auszuruhen von den langen Fußmärschen. Natürlich haben wir auch die Arena in Verona besucht und haben menschliche Statuen und ein ausgewachsenes „Baby“ im Kinderwagen bewundert- Touristenattraktionen, die man in großen Städten oft zu sehen bekommt.
Mailand- das Highlight der Woche? Viele waren der Meinung: Ja! Wer kann schon von sich behaupten, dass er auf dem Mailänder Dom gesessen hat, um sich von dem langen Treppen steigen nach oben zu erholen? Doch Mailand ist groß und macht dem Namen „Stadt der Mode“ alle Ehre. Man kann sich ein neues Paar Schuhe bei Gucci kaufen, einen Anzug von Dolce & Gabbana oder doch eine Tasche von Louis Vuitton. Wer hier allerdings nicht sein ganzes Vermögen ausgeben möchte, kann seine Einkaufswut auch in Geschäften wie H&M oder Zara toben lassen. Das absolute Highlight war allerdings Abercrombie & Fitch. Wer es nicht kennt: Ein Geschäft, bei dem man von männlichen, durchtrainierten und gutaussehenden Models, die Tür aufgehalten bekommt. Das allein ist es wert, dorthin zugehen, obwohl man weiß, dass man sich wohl nichts kaufen wird.
Das Wochenende wurde von uns, den Schülern und den Gastfamilien selbst organisiert. Samstag waren viele einkaufen, oder haben verschiedene Dörfer angesehen. Abends wurde ein Treffen in Crema organisiert. Wir haben uns mit einigen anderen getroffen, waren Eis essen und haben gemeinsam den Abend verbracht.
In Deutschland ist es oft üblich, am Sonntag den Großeltern einen Besuch abzustatten. So auch in Italien. Alle Familienmitglieder, die wir bisher nicht kennen gelernt hatten, wurden uns vorgestellt. Man lernte Geschwister kennen, die nicht mehr zu Hause wohnten, die Großeltern, Tante, Onkel, Cousinen und Cousins, doch egal wohin man ging: In Italien ist man immer und überall willkommen!
Am letzten Tag fand der einzige Ausflug statt, bei dem auch die italienischen Austauschschüler dabei sein durften. Es ging nach Bergamo. Eine Stadt mit vielen Kirchen und vielen kleinen Läden wie Souveniershops oder Bäckereien mit Spezialitäten aus Bergamo. Der graue Himmel und Nieselregen konnten die Stimmung nicht verderben und so hatten wir nochmal einen schönen und lustigen, gemeinsamen Tag. Am Abend ging es dann zum Abschluss mit allen in eine Pizzeria. Jeder bekam eine Pizza und ein Getränk. Wir sprachen über die vergangenen Tage, was uns gefallen hat und was wir vermissen werden. Das war der letzte Abend in Italien und wir genossen ihn in vollen Zügen.
Am nächsten Morgen hieß es schon wieder Abschied nehmen. Wie sagt man so schön: Wir gingen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wir wussten, sobald wir in den Bus steigen, würde schon am nächsten Tag der deutsche Schulalltag weitergehen. Und wir fragten uns, ob wir vielleicht die Familien und Geschwister unserer Partner eines Tages wieder treffen würden. Dennoch freuten wir uns auch auf zu Hause. Auf unsere Familien. Wir wussten, dass wir unsere Partner in knapp drei Wochen wiedersehen werden und das tröstete uns. Noch eine weitere Woche voller Erfahrungen und dieses Mal werden die Italiener diejenigen sein, die neue Traditionen und Städte kennen lernen würden. Wir stiegen in den Bus, winkten zum Abschied und machten uns auf die Heimfahrt. Dank eines Staus dauerte die Heimfahrt 10 Stunden und ging über Frankreich. Hier machten wir Rast auf einem französischen Parkplatz der als „Raststätte“ dienen sollte. Vorzufinden waren allerdings nur Gestrüpp, LKWs und Parkplätze. Um 18 Uhr kamen wir und auch die Parallelklasse, die wir in Lodi wieder abgeholt hatten, in Bretten an. Sehnsüchtig wurden wir von unseren Familien erwartet. Jetzt hieß es ersteimal zu Hause ankommen, Koffer auspacken und das selbstgekochte Lieblingsgericht von „Hotel Mama“ genießen. Da wir am nächsten Tag schon Unterricht hatten, dauerte es nicht lange und wir waren wieder in der alltäglichen Routine…
Diese acht Tage Schüleraustausch machten uns um einige Erfahrungen reicher. Zu sagen, es sind ausschließlich gute und positive Erfahrungen, wäre gelogen. Natürlich gab es auch Situationen, die nicht besonders schön waren. Wenn man beispielsweise einen Streit zwischen Mutter und Tochter/ Sohn mitbekommt. Es ist nichts Außergewöhnliches und doch weiß man nicht, wie man sich dabei verhalten soll, wie man am besten reagieren kann. Es waren oft die kleinen, alltäglichen Dinge, welche uns in Verlegenheit brachten. Zu sagen, man möchte etwas nicht essen, weil es nicht schmeckt, oder man es nicht verträgt, ist normalerweise so leicht und kann doch in einem fremden Land, in einer fremden Familie so viel Überwindung kosten. Man hat Angst, die Menschen damit zu kränken. Im Laufe der Zeit wurde uns allerdings bewusst, dass es am besten ist, frei heraus zu sagen, was man denkt. Wir haben gelernt, einfach darauf los zu reden, auch wenn es auf Italienisch nicht vollkommen korrekt war. Dafür sind die italienischen Partner ja da, um zu helfen und zu verbessern. Viele von ihnen konnten nicht einmal deutsch sprechen. Auch sie waren froh darüber, wenn sie etwas von uns lernen durften. Ich kann nur sagen, es war eine tolle Zeit. Acht Tage, die man wahrscheinlich immer in Erinnerung behalten wird. Mit all den guten und auch den weniger schönen Momenten. Den Ausflügen, den Sehenswürdigkeiten, den vielen Treppenstufen, die wir erklommen haben und den neuen Freundschaften, die geschlossen wurden. Im Moment stehen wir noch in gutem Kontakt mit unseren Partnern. Ob über Briefe, das Internet, E-Mail oder auch Telefonate und wir hoffen, dass der Kontakt auch nach dem Gegenbesuch in Deutschland lange halten wird.
Am 16. April 2012 sind die italienischen Austauschschüler zu uns gekommen. Sie haben Stuttgart, Mannheim, Heidelberg und Bruchsal besucht. Natürlich haben auch wir uns viel Mühe gegeben und neben den Ausflügen und schulischen Veranstaltungen ein privates Programm erstellt, damit unsere Partner den Aufenthalt hier voll und ganz genießen konnten. Unser Ziel war es, dass auch sie sich noch lange und vor allem gerne an den Austausch erinnern und wie wir sagen werden: „Es war eine tolle Zeit!“
Sina Burkhardt