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Theatergruppe präsentierte "Die Vögel"

Jugendlicher Geist treibt Blüten

Mit diesem Zitat aus dem antiken Drama „Die Vögel“ des Aristophanes ist wohl am besten beschrieben, was die Theatergruppe des Melanchthon-Gymnasiums unter der Leitung von Sven Reinwald leistet. Das Ensemble ging mit dem antiken Stoff auf kreative Weise um und gab dem Stück nicht nur ein gehöriges Maß an Aktualität, sondern hauchte ihm auch neues Leben ein.  

Schon die Vorszenen, die von den Schülerinnen und Schülern selbst geschrieben wurden, zeigten den ernsthaften aber dennoch humorvollen Umgang mit dem Stoff. Auf der Vorbühne trafen sich engagierte Tänzerinnen und Musiker, die, von dem Unverständnis und der fehlenden Unterstützung durch die Erwachsenen enttäuscht, ihren Ausstieg aus dieser kreativfeindlichen Gesellschaft erklären. Und so kann die Geschichte der zwei gerissenen Aussteiger Pisthetairos (Lea Stefen) und Euelpides (Christian Rose) beginnen, die Athen verlassen, um die Vögel zum Bau der Stadt mit Namen Wolkenkuckucksheim zu bewegen. Dass sich die Vögel aufgrund ihres, von den Menschen verursachten  Leidens skeptisch zeigen, verwundert nicht, aber die stolzen Vögel lassen sich durch die List der Menschen blenden und stimmen dem Bau zu.

Schon im ersten Teil begeistert die Inszenierung durch dynamische Tanzchoreographien, die mit Unterstützung der Tanzlehrerin Bettina Forkel erarbeitet wurden. Die Tänze lassen die Charaktere der einzelnen Vögel besonders gut deutlich werden und schaffen eine traumhafte Atmosphäre. Besonders eindrucksvoll sind die Vogelmasken, die von der Klasse 6b unter Anleitung ihres Kunstlehrers Alexander Schröter gefertigt wurden. Auch die chorischen Elemente in der Auseinandersetzung der Vögel mit den Menschen sind gekonnt gesetzt. Eindrucksvoll beginnt dann der zweite Teil, in dem der Status der beiden menschlichen Aussteiger deutlich herausgearbeitet erscheint. Sie sind nun Teil der Gemeinschaft der Vögel, haben jedoch eine Machtposition eingenommen, die die Utopie zur Dystopie werden lässt. Der Willkür sind keine Grenzen gesetzt und die Menschen führen auch im Wolkenkuckucksheim vor, wie machtbesessen und grausam sie sind. Auf der Bühne wird sodann gerichtet, gerupft und gemordet. Dies geschieht dank der Inszenierung Sven Reinwalds auf eine nicht allzu grausame Weise und immer mit einem Augenzwinkern. Da ist es nur logisch, wenn das Ensemble sich nicht für den Originalschluss des Aristophanes entscheidet und somit das Happy End vermeidet. Stattdessen zeigen sie die Version des Österreichers Karl Kraus, in dem die Vögel ein Auslieferungsantrag der Athener erreicht, die Pisthetairos und Euelpides auf Erden den Prozess machen wollen. Und so entledigen sich die reumütigen  Vögel der Tyrannen und befreien sich von den Menschen, die ihnen den Glauben und den Respekt vor den Göttern genommen haben. Der Mensch ist fort, die Luft ist rein. Dieser Satz macht immer noch nachdenklich und begleitet das Publikum sicher eine Weile. Solange jugendlicher Geist aber so wunderbare Blüten treibt, ist die Hoffnung nicht verloren. 

Marc Soedradjat