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Big Band Konzerte 2014

Das Motto der diesjährigen Konzertreihe der MGB Big Band war mit „Time Lock“ perfekt gewählt. In vielen Momenten hätte man sich gewünscht, die Zeit anhalten und diese noch intensiver genießen zu können. Jede der drei Formationen, Youngsters, Combo und Big Band, bescherte dem Publikum solche besonderen Augenblicke.

Nachdem die Youngsters mit „Reboot“ das System der Zuhörer neu geladen hatten, präsentierten sie ein originelles Arrangement des Hits „Somebody that I used to know“, bei dem der Funke auf das Publikum bereits übersprang. Ob Ballade, Rock oder Latin, die Kleinsten beherrschten jede Stilrichtung und widmeten sich mit einer solchen Hingabe ihrem Instrument und der Musik, dass es dem Publikum egal war, dass Bernhard Pfaus bat, sich beim Applaus zu schonen, da der Abend noch lang sei.

Die Tatsche, dass die Combo eigentlich von der Besetzung her eine vollständige Big Band ist, zeigt, dass der Andrang der Schüler auf das Musikprofil am MGB auch im Ergänzungsbereich enorm ist. Die „Jazz Police“ verhaftete die Zuhörer bereits zu Beginn des Sets und fesselte mit coolem Groove, bevor das Publikum  dann akustisch mit der Ballade „Seasons of love“ gestreichelt wurde. Mit „Malibu Drive“ kam Westcoast feeling auf, so laid back und doch sehr dynamisch wurde hier musiziert. Die Bossa Ballade „This Masquerade“ stimmte auf Brasilien und die anstehende WM ein, und mit „Rock in the USA“ und „Living in America“ von James Brown nahm die Rock- und Soulmusik in diesem Set ihren wohlverdienten Platz ein.

Mit dem Motto-Song „Time Lock“ begann die Big Band ihren Auftritt. Und wenn man die Zeit auch nicht anhalten konnte, so versuchte man zumindest den Zauber des Moments so intensiv wie möglich wahrzunehmen. So ging es sicherlich auch den Abiturientinnen und Abiturienten der Big Band, denen die Vergänglichkeit bewusst wurde. Denn wie jedes Jahr müssen sie sich verabschieden und die prägende Zeit in der Big Band hinter sich lassen. Wie die zahlreich im Publikum anwesenden Ehemaligen werden auch sie der Big Band verbunden bleiben. Das sollte auch im weiteren Verlauf dieses Konzertes augenscheinlich werden. 

Nachdem die Big Band sich der klassischen Big Band Literatur zugewandt hatte und mit Peter Herbolzheimers „Pacific Rainbow“ und Pat Methenys „It’s just talk“ das hohe musikalische Niveau bewiesen war, konnte mit „Drivin’“ entspannt das erste Set beschlossen werden.

Im zweiten Set wartete ein weiteres Highlight in der durchdachten Dramaturgie des Konzerts. Dass die Verbindung durch die Musik die Zeit überdauert, zeigte die herzliche Verbindung Caro Trischlers mit der Big Band des MGB. Ob im Duett mit Bernhard Pfaus bei dem Michael Bublé Hit „Home“ oder dem von Bernhard Pfaus eigens für sie arrangierten „Take the Box“ von Amy Winehouse: Schloss man die Augen, konnte man kaum fassen, wie reif und facettenreich die Stimme dieser jungen Frau bereits klingt. Bei „Trouble“ wurde das Tempo dann deutlich angezogen. Die Liveversion schlug das Original von Taylor Swift um Längen, war rauer, kraftvoller und dynamischer, von der außergewöhnlichen Stimme Caro Trischlers ganz zu schweigen. Als mit „Does anybody really know what time it is“ die Zeitfrage aufgeworfen wurde, wußte wohl keiner der Anwesenden mehr eine Antwort darauf. Die Musikerinnen und Musiker hatten ihr Ziel erreicht, das Publikum die Zeit vergessen zu lassen. Und so war es nur folgerichtig, dass die Nacht noch lange nicht vorbei war und Zugabe um Zugabe gewährt wurde. 

Marc Soedradjat