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Komödie im Dunkeln bringt einiges ans Licht

Die Theater-AG unter Leitung von Sven Reinwald präsentierte am Wochenende ihre Inszenierung von Peter Shaffers „Komödie im Dunkeln“.

Brindsley Miller (Jennifer Frank) ist ein junger, erfolgloser Bildhauer. Das soll sich nun ändern. Denn nicht nur der Millionär George Godunow (Nikola Stefen) hat sich angekündigt, um seine Werke zu begutachten, sondern auch sein zukünftiger Schwiegervater, Colonel Melkett (Christian Rose). Brindsley scheint nur noch einen kleinen Schritt vom beruflichen Erfolg und der damit verbundenen Heirat mit Carol Melkett (Lorena Nauschnegg) entfernt. Doch ein Kurzschluss bringt seine Pläne ins Wanken.

Der Clou bei diesem Stück ist einfach, doch genial. Wenn es auf der Bühne dunkel ist, ist es in der Szene eigentlich hell und wenn auf der Bühne das Licht an ist, ist es im Stück stockduster. Die Inszenierung versetzt den Zuschauer also in die Rolle des unbeachteten Beobachters. Er freut sich so an seiner Rolle, dass er dem Treiben auf der Bühne mit größtem Spaß und Schadenfreude folgt.

Interessant ist vor allem die Auswirkung der Dunkelheit nicht nur auf die Bewegungen, sondern besonders auch auf die Sprache. Beide Aspekte haben die Schauspieler bewusst gestaltet. Sie bewegen sich nicht nur tastend im Raum, sondern suchen anscheinend auch nach den richtigen Worten. 

Der Widerspruch zwischen sprachlicher Äußerung und wahrem Inhalt, der sich im Gesichtsausdruck zeigt, macht den Reiz der Gespräche aus. Was das Dunkel ans Licht bringt, ist vor allem die Spontaneität in der Reaktion auf das Gesagte. Da werden Gesichter verzogen, abfällige Gesten gemacht und Augen gerollt, dass es eine Freude ist. 

Turbulent wird es mit dem Erscheinen der alten Nachbarin, Miss Furnival (Annika Dolt), die im wahrsten Sinne des Wortes mit der Tür ins Haus fällt. Wenn im Dunkeln dann die Drinks vertauscht werden und sie dem Reiz des Alkohols erliegt, ist dies geradezu „hilarious“ (saukomisch), wie der Engländer sagen würde. Auch das Erscheinen des kunstbeflissenen Nachbarn Harold Gorringe (Lea Stefen) löst bei Brindsley Schweißausbrüche aus, hat er doch sein Zimmer mit Artefakten aus dessen Wohnung ausgestattet, um den Millionär Godunow zu beeindrucken. Wie er versucht, diese im Dunkeln wieder zu entsorgen ist einfach zu komisch. 

Der Colonel bemüht sich dagegen auch im Dunkeln um Haltung, was ihm aber gründlich misslingt, wird ihm doch ein Schaukelstuhl zum Verhängnis. Die Fallhöhe ist hier besonders groß und er gibt sich selbst der Lächerlichkeit preis. Den Anwesenden kann er dies kaum, den Zuschauern gar nicht verbergen und so erzeugt er mit seinem vergeblichen Bemühen um militärische Etikette immer wieder Lachsalven. Man kommt nicht umhin ihm zuzustimmen, wenn er sagt: „Die Situation ist geradezu lächerlich!“.

Ähnlich genial wie Shaffers Grundidee ist der Kniff des Spielleiters, der am Ende des ersten Teil eine Erzählerin auftreten lässt, die offene Fragen in den Raum stellt, wie es mit den einzelnen Personen wohl weiter gehen wird. Das macht ungeheuer neugierig auf den zweiten Teil. 

In diesem verstärkt Clea (Giuliana Ullo), die Ex-Geliebte Brindsleys, die Spannungen zwischen den Anwesenden. Sie setzt immer wieder Impulse und Nadelstiche, indem sie Wahrheiten ausspricht und Wein auf die anderen herabregnen lässt und trägt entscheidend dazu bei, dass es immer turbulenter zugeht. Auf kleinstem Raum steigert sich das Ensemble in eine Choreografie der Verunsicherung und Lächerlichkeit, die eine Spielfreude zeigt, die auch beim Publikum große Freude erzeugt.

Mit Schupanski (Sebastian Gaspar) entert dann eine Figur die Bühne, die in ihrer Gutmütigkeit und Originalität sowohl liebenswürdig als auch witzig ist. Denn man hält ihn, den Angestellten des E-Werks, für den Millionär Godunow und so kommt es im Sekundentakt zu den für die englische Salonkomödie so charakteristischen Missverständnissen. Er, der Arbeiter, der Licht bringt, wird zum Gott. Leider wird es in diesem Moment logischerweise auf der Bühne wieder dunkel und so wird auch dieses „Es werde Licht!“ komisch gebrochen. 

Selbst der Colonel, der behauptet, „Mich bringt man nicht so leicht zum Lachen“, fällt da kurz aus seiner Rolle und kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Und wir schmunzeln mit.

Besonderer Dank des Spielleiters Sven Reinwald ging an Nora Alem für die Maske und Fabian Friz, der als Praktikant am MGB sich sofort in die Verantwortung begab und nicht nur die Regieassistenz übernahm, sondern auch Technik und Ton betreute.
Marc Soedradjat