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Music is Life - Fulminante Konzerte des MGB-Chores

Wenn ein Chor zur überdimensionierten Juke-Box wird, dürfen seine Zuhörer eine handverlesene Auswahl an Hits und Evergreens erwarten. So geschehen bei den Konzerten des Schulchores des Brettener Melanchthongymnasiums (MGB). An zwei ausverkauften Abenden lieferte der junge Vorzeigechor mit seiner Macherin Marianne Abele eine fulminant klingende Visitenkarte ab, die neben einem anspruchsvollen Unterhaltungsrepertoire vor allem komplexe, aber verblüffend flüssig vorgetragene Arrangements vorweisen konnte. Unter dem Motto „Music is life – Musik ist Leben“ legten die bestens vorbereiteten Sänger eine bunte Mischung ihrer beliebtesten Liedern auf. Den erhabenen Auftakt dieser Chor-Charts zelebrierte die vitale Vokalformation mit der Musikhymne schlechthin: „Music“ von John Miles. Jene unverwüstlich sinfonische Rocknummer kam ganz ohne Orchester aus. Im Tutti dynamisch aufflammend, von mystisch geschichteten Akkorden bis hin zu treibenden Sequenzen samt aufblitzenden Einwürfen nahm dieser stilistisch ungemein flexible Vokalapparat alles selbst in die Hand, was das Hörerherz begehrt. Zuvor intonierte der Abiturient Jonathan Schmidt Schuberts Klavierlied „An die Musik“ mit einem romantisch aufknospenden Brustton, der von Pianist Andreas Burkhardt in sanft gewobenen Akkordtupfern gebetet wurde. Schlicht, aber elegant swingend, spazierte „Sing A Simple Song“ durch den Bernhardussaal und bestach durch eine homogene Artikulation und sauber ausgefeilten Harmonien. Mit der „Perfekten Welle“ kam auch ein erfreulicher Weise Deutscher Hit zu Gehör. Das ausgefeilte wie komplexe Wellenspiel zwischen den Registern wurde von dem berechtigt aufbrandenden Applaus der begeisterten Zuhörer gekrönt. Die beiden herrlich erfrischenden Moderatoren Chris Rose und Annika Dolt starteten danach eine Blitzumfrage im Publikum, welche Kosenamen denn so zu Hause für die Liebsten kursierten. Der Chor fächerte daraufhin mit Michael Boublés „Everything“ ein glamouröses Glossar an Kosenamen auf. Im Auftrag ihrer Majestät wagte sich der MGB-Chor mit der Chef-Spionin Marianne Abele anschließend in ein anrührendes Agentenabenteuer: Nicht geschüttelt, aber anrührend erklang „Skyfall“ ohne die Lizenz zum Tröten, denn der Chor sang durchweg sauber und kostete klangschöne Momente bewusst aus. Vor der Pause gab’s den Gute-Laune-Sommerhit „Happy“ als pointierte Mitklatschversion fürs Publikum, wobei Moderatorin Julia Schöffler das Handgeklapper gut zu koordinieren wusste. Nikolas Traut rezitierte mit sonorer Stimme die deutsche Übersetzung von „Viva La Vida“, der Chor stand dem dramatischen Kontext mit den herausgearbeiteten dynamischen Kontrasten in nichts nach. Über den wahren Wert eines Herzens sinnierte Sebastian Fritz und leitete damit zu dem gewiss emotionalen Höhepunkt des Abends über: 23 Abiturienten sagten Lebewohl; „You’ve Got A Friend“ sangen sie von ganzem Herzen. Was Queen niemals live auf der Bühne gesungen hat, bereitete dem MGB-Chor keinerlei Mühe: Der vielstimmig aufplatzende Mittelteil der „Bohemian Rhapsody“ schallte einem in bester Opera-Buffa-Manier entgegen, Andreas Burkhardt gefiel mit seiner unaufdringlichen und dennoch präsenten Begleitrolle am Flügel. Zu ihm gesellte sich Jan-Christian Blömer, um einer vierhändig flinken Fingerfertigkeit den „Rhythm Of Life“ ins Rollen zu bringen. Der Chor konterte mit einer charmant-pointierten Choreografie und entknotete die rhythmisch verdichteten Phrasen mit einer ebenso ansteckenden Singfreude. Der humorvolle Zugaben-Kanon „Shoobeedoowah“ hielt für’s Publikum neben einer grazilen Ganzkörpergymnastik allerlei Schnips- Patsch und Klatschsalven bereit, die am Ende in einen erneut begeisterten Staccato-Applaus gipfelten.

Bericht: Bernd Neuschl