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Podiumsdiskussion zur Chancengleichheit am MGB

Mit der Frage, ob deutsche Schulen Chancengleichheit für alle Schüler bietet, befasste sich der Neigungskurs Gemeinschaftskunde des Melanchthon-Gymnasiums Bretten (MGB) unter der Leitung von Oberstudienrat Rüdiger Söhner. Auf dem Podium saßen lokale Vertreter verschiedener Parteien und der Kirche, welche in einem offenen Austausch über die Aufgaben von Politik und Gesellschaft diskutierten. Die rund 170 Zuhörer wurden mit Hilfe eines Impulsreferats in Form eines selbstgedrehten Films über die Problematik informiert, wozu die Integrationsbeauftrage der Stadt Bretten Frau Stefanie Kurz, der Brettener Oberbürgermeister Herr Martin Wolff sowie Migranten und Flüchtlinge befragt wurden. Geschickt führten nun die Moderatoren Alexander Droß, Jöran Borrey und Jana Freis in das Thema ein, indem sie die These von Bundeskanzlerin Angela Merkel „Wir schaffen das!“ bezüglich der Integration der Zuwanderer von den Diskussionsteilnehmern nach den parteipolitischen Zielen erörtern ließen. Alle Gäste waren sich einig, dass jeder Bürger dieselbe Chance auf Bildung erhalten müsse, jedoch besondere Herausforderungen in der Förderung von Kindern aus sozial schwachen Schichten und mit Migrationshintergrund bestehen. Der evangelische Pfarrer Dietrich Becker-Hinrichs stellte in diesem Zusammenhang die besondere Bedeutung der Kirche heraus: „An Schulen muss der interreligiöse Dialog gefördert werden.“ Bürgermeister Michael Nöltner (CDU) nannte mehrfach die Vorteile eines durchlässigen Schulsystems und wies darauf hin, dass es keinen Abschluss ohne Anschluss gebe. Joachim Kößler (CDU) betonte die notwendigen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt: „Es gibt Bündnisse mit der Wirtschaft, um die Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren.“ Damit Integration gelingen könne, forderte Anton Schaaf (SPD): „Geld für mehr Lehrer und für mehr Polizisten.“ Andrea Schwarz von den Grünen machte deutlich, dass Integration bereits in den Kitas stattfinden müsse. Auch Ganztagesschulen könnten zum Erreichen des Zieles beitragen. Carolin Holzmüller von der FDP betonte die Eigenverantwortung des Einzelnen und wies auf die bereits bestehende Vielfalt des deutschen Bildungssystems hin, das Konstanz brauche statt ständige Reformen.

In der Pause konnten die Zuhörer entscheiden, welches Thema weiter vertieft werden sollte. Am meisten beschäftigte sie die Sparsamkeit der Landesregierung hinsichtlich der Lehrerversorgung, was sich auch in der abschließenden Fragerunde der Zuschauer zeigte, als sich ein ehemaliger Lehrer zu Wort meldete. Er gab sich sichtlich erregt, als er von dem Brief des Kultusministers Andreas Stoch berichtete, in welchem der Minister um Bereitschaft von pensionierten Lehrern bittet, Flüchtlingen Deutsch zu unterrichten. „In welcher verzweifelten Lage muss die deutsche Politik sein, wenn sie 71-jährige Lehrer wieder unterrichten lassen will?“, hinterfragte er den Mangel an Lehrkräften. Joachim Kößler wies die Kritik an dieser pragmatischen Lösung für eine Million Flüchtlinge zurück, worin ihn auch der evangelische Pfarrer Dietrich Becker-Hinrichs unterstützte: „Mit dieser Lösung wird die Integration professionalisiert.“ Das Fazit des Abends, in dem sich die Teilnehmer einig waren, wurde von Michael Nöltner herausgestellt: „Absolute Chancengleichheit werden wir nie erreichen, aber es ist wichtig, danach zu streben.“

Julia Scheu, J1