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Berichte vom Schüleraustausch mit Polen

Spätzlen treffen Pierogi 

Als wir uns am Dienstag, den 12.04.16 am Warschauer Hauptbahnhof von unseren polnischen Austauschpartnern verabschieden mussten, stiegen wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge in den Zug zurück nach Deutschland. Wir blickten auf eine aufregende, informative und lustige Woche zurück. An unserem ersten Tag in Polen besuchten wir die Schule unserer Austauschpartner und besichtigten Warschau. Bei einer Stadtführung lernten wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Altstadt kennen, unter anderem den Stadtpräsidentensitz, das Schloss, verschiedene Denkmäler, das oberste polnische Gericht, die Militärkathedrale und eine Aussichtsterrasse, sowie die Geschichte der Schutzpatronin von Warschau. Sie ist eine Meerjungfrau, die zum Dank, dass sie die Bewohner der Stadt aus einer Gefangenschaft befreit haben, die Stadt seit diesem Geschehen beschützt. Deshalb wird sie immer mit Schwert und Schild dargestellt. Jedoch verbrachten wir nicht die ganze Woche in Polens Hauptstadt, sondern fuhren auch für ein paar Tage in die Hansestadt Danzig.

Während unseres Aufenthaltes dort besichtigten wir die Altstadt, die Werft und das Museum über die solidarische Bewegung in Danzig. Außerdem verbrachten wir einen schönen Nachmittag in Sopot am Meer. Zurück in Warschau besichtigten wir an unserem letzten Tag das Museum für jüdische Geschichte in Polen. Unsere Freizeit und das Wochenende verbrachten wir mit unseren Austauschpartnern. Die polnischen Schüler hatten bereits im Voraus gemeinsame Aktivitäten geplant, die dann mit der kompletten Klasse oder in kleineren Gruppen unternommen wurden. Unter anderem wurden Ausflüge in einTrampolin-Sportcenter, in das Einkaufszentrum „goldene Terrassen“ und in den Kulturpalast, von dem aus man die ganze Metropole überblicken kann, unternommen.

Durch den Austausch nach Polen wurde der Klassenverband gestärkt, denn wir konnten uns noch besser kennen lernen und wir sind als Klasse noch mehr zusammen gewachsen. Außerdem hatten wir die Möglichkeit eine andere Kultur kennen zu lernen und Vorurteile zu beseitigen. Wir haben uns auch mit der polnischen Austauschklasse gut verstanden und konnten neue Freundschaften über die Landesgrenzen hinaus schließen. Wir freuen uns schon darauf, wenn die polnischen Austauschschüler nach Deutschland kommen und wir ihnen unsere Heimat zeigen können. Wir hoffen, dass die Zeit in Deutschland genau so schön wird wie unsere gemeinsame Zeit in Polen.

Text: Fabienne Blömeke, Kristin Appenzeller, Leonie Ganz

 

2.

Dzień dobry! Eines der wenigen Wörter, die ich in Polen gelernt habe, obwohl ich ganze  acht Tage in Osteuropa verbracht habe. Eins haben wir Deutschen auf jeden Fall gelernt: Die polnische Sprache ist schwierig und unvergleichbar mit der Deutschen. Ich und die meisten aus meiner Klasse hatten eigentlich keine Ahnung, was uns dort erwartete, wir wussten nur von den Programmpunkten und kannten unsere Austauschpartner grob über E-mail. Ich fragte mich auch, was wohl besonders sei an Polen und warum wir nach Polen gingen, da ich und der Rest meiner Klasse so gut wie keine Sprachkenntnisse hatten und kaum einer bisher in Polen war. Diese Frage klärte sich aber im Verlauf meiner Reise. Am Montag, dem 04.04.2016 kamen wir nach einer etwas chaotischen Reise nach 13 Stunden endlich am Warschauer Hauptbahnhof an. Mit meiner Austauschpartnerin habe ich zwar schon ein paar Monate zuvor ein bisschen geschrieben, aber dennoch hatte ich anfangs meine Zweifel, was mich für eine Familie in Polen erwartet, wo ich wohnen würde und generell wie eine andere Kultur in einer Großstadt lebt. Diese Angst wurde mir glücklicherweise größtenteils schon bei der Ankunft genommen, da meine Austauschpartnerin Kinga mich mit ihren Eltern direkt herzlich empfangen hat. Die polnische Gastfreundschaft wurde mir am Anfang schon deutlich bewiesen, indem sie alle darauf bestanden, mir mein Gepäck abzunehmen. Leider konnten ihre Eltern kein Deutsch und nur lückenhaft Englisch sprechen, somit musste Kinga vermitteln. Nach zehn Minuten Autofahrt kamen wir schon in der kleinen Stadtwohnung an. Warschau - eine Metropole - erschien mir jetzt schon riesig, obwohl ich nur ein paar Einblicke aus dem Auto im Dunkeln bekommen habe. Mein erster Eindruck der Drei-Zimmer-Wohnung hat mich etwas überrascht, da ich selbst in einem recht großen Haus lebe, aber ich konnte mich recht schnell an diese Verhältnisse gewöhnen. Auf die Vorurteile, wie zum Beispiel Polen klauen, habe ich von Anfang an keinen Wert gelegt, da ich glaube, dass die deutsche Kriminalitätsrate genauso hoch ist. Am nächsten Morgen mussten wir leider schon sehr früh raus, da die Schule schon um acht Uhr begonnen hat. Zur Schule benötigten wir 40 Minuten mit Bahn und Bus und wir mussten einmal umsteigen, was für mich sehr ungewohnt war, da ich selbst mit dem Bus gerade einmal zehn Minuten brauche. Direkt zu Beginn begrüßten uns die Klassenlehrerin der polnischen Klasse, Frau Tracz, und der Schulleiter. Uns wurden ein paar Filme über die Schule, das Liceum Ogolnoksztalcace, und über Warschau gezeigt. Anschließend folgte eine kurze Führung durch die Schule. Obwohl mir doch alles sehr groß vorkam, war die Schule ziemlich klein im Vergleich zu meiner Schule. Am Vormittag bekamen wir eine dreistündige Führung durch die Altstadt von Warschau. Die Reiseführerin zeigte uns die Regierung, die drei Warschauer Kathedralen und um viertel nach elf konnten wir am Warschauer Königsschloss eine Kriegsmelodie, gespielt auf einer Trompete, hören. Uns wurde gesagt, dass diese Uhrzeit ausgewählt wurde, da der Uhrturm bei der Bombardierung 1944 herunterfiel und jene Uhr auf viertel nach elf stand und seit der Restaurierung jeden Tag ein Trompeter an diese Tat erinnert. Um 12 Uhr standen wir vor dem Grabmal des unbekannten Soldaten, welches für alle gefallenen Soldaten aus dem 1. Weltkrieg errichtet wurde. Um diese Uhrzeit findet jeden Tag ein besonderer Wachwechsel statt. Außerdem konnten wir in Warschau auch ein paar Kriegsdenkmäler betrachten und uns wurde gesagt, dass das Verhältnis zu den Russen bis heute noch zwiegespalten ist, da diese damals bei der Bombardierung auf Warschau nur zugesehen haben. Im Gegensatz dazu haben die Polen zu den Deutschen ein recht gutes Verhältnis, was ich etwas fragwürdig fand, da die Deutschen damals die Polen angegriffen haben. 

Nach der Führung gingen wir mit unseren Austauschpartnern italienisch Essen und fuhren danach in ein Trampolincenter, wo wir ungefähr eine Stunde auf riesigen Trampolinen gesprungen sind. Da das Wetter an diesem Tag sehr schön und warm war, sind wir am Abend mit fast der kompletten Klasse an den Weichselstrand gefahren. Wir konnten den Sonnenuntergang in wunderschönem Ambiente genießen und haben im Hintergrund das Stadion und im Vordergrund die Świętokrzyski-Brücke gesehen. Dies war ein toller Abend, der uns allen noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Am nächsten Morgen mussten wir erst um 9 Uhr aufstehen. Wir fuhren mit unseren Austauschpartnern für drei Tage nach Danzig. Von Danzig hatte meine Oma mir schon eine Menge erzählt, da sie in dieser Nähe aufgewachsen ist, so war ich natürlich besonders gespannt. Nach einer dreistündigen Fahrt waren wir angekommen und sind gleich mit unseren Austauschpartnern in die Innenstadt gegangen. Wir durften gemeinsam mit unseren Polen drei Stunden selbst die Stadt erkunden. Danach haben wir eine Stadtführung gemacht. Ein waschechter Danziger hat uns von den Architekturen der Häuser erzählt und vom Danziger Goldwasser. Später waren wir noch in der Marienkirche und danach haben wir leckere polnische Süßigkeiten probiert. Anschließend fuhren wir in das Hostel, in welchem wir zwei Tage übernachtet haben. Zu Beginn hatten meine Freunde und ich etwas Angst, dass das Hostel etwas heruntergekommen ist, aber unsere Befürchtungen wurden nicht bestätigt, denn es war alles sehr sauber und ordentlich. Das polnische Hostel fand ich besser als manche deutsche Jugendherbergen. Donnerstags haben wir um neun Uhr das Solidaritäts- Museum von Danzig besucht. In dem Museum wurde die Geschichte des Danziger Protestes aus der Werft 1980 erzählt, woraufhin sich die Gewerkschaft Solidarnosc gründete. Das Museum war riesig und hatte von außen Ähnlichkeit mit einem Schiff. Der selbe Reiseführer vom Vortag hatte diese Führung durchgeführt. Ich fand es nur schade, dass dieser drei Stunden am Stück erzählt hatte, und wir somit kaum Zeit hatten die Tafeln oder andere Museumsgegenstände zu betrachten bzw. durchzulesen.

Am Mittag sind wir nach Sopot an die Ostsee gefahren. An diesem Tag haben meine Freunde und ich auch zum ersten Mal echte polnische Pierogi gegessen. Dies war ein echt schmackhaftes Erlebnis und ich kann diese definitiv zu einer meiner neuen Lieblingsspeisen zählen. Somit habe ich mir auch nicht entgehen lassen ein paar Pierogi mit nach Hause zu nehmen und meine Familie an dieser Delikatesse teilhaben zu lassen. Leider hat das Wetter an diesem Tag nicht so richtig mitgespielt, daher waren wir nicht so lange am Strand und haben uns noch in ein Café gesetzt. Abends waren wir alle sehr erschöpft, deswegen sind wir relativ früh schlafen gegangen. Am letzten Tag in Danzig sind wir erneut mit unseren Austauschpartnern in die Stadt gefahren und haben dort zu Mittag gegessen. Um 16 Uhr waren wir dann wieder zurück in Warschau und ich habe den Abend mit Kinga verbracht und sie noch etwas näher kennen gelernt. Da ein Freund von ihr an diesem Tag Geburtstag feierte, sind wir um 20 Uhr in die Nähe des Zentrums gefahren und haben bis in die Nacht gefeiert. Erstaunlich war, dass die meisten ihrer Freunde gut Deutsch sprechen konnten, was aber daran lag, dass sie in einer deutschen Klasse war. An diesem Tag wurde mir wieder deutlich, wie gastfreundlich die Polen doch sind, denn alle haben mich gefragt, warum ich in Polen bin oder wie mir Warschau gefällt. Ich fand es sehr amüsant, dass dort auch „Atemlos durch die Nacht“ und andere deutsche Lieder gespielt wurden. Viele Polen konnten den Text besser auswendig als ich und haben dazu laut mit gesungen und getanzt. Am nächsten Tag hatten wir kein Programm, daher sind wir mittags in die Stadt zum Einkaufen gefahren. Nach zwei Stunden Shoppen in der Złote Tarasy sind wir zu einem nahegelegenen Kunstmuseum gefahren. In Deutschland wäre ich niemals auf die Idee gekommen ein Kunstmuseum zu besuchen, aber jene 30 Minuten waren nicht zu kurz und nicht zu lange, somit ideal um Einblicke in die moderne Kunst zu bekommen. Aber das Beste stand noch bevor: Wir fuhren in den 30. Stock des Kulturpalastes und hatten somit eine wundervolle Aussicht auf die komplette Stadt. Manchmal musste ich erst wieder realisieren, dass ich mich gerade in einer der größten Städte Europas befand. Auf knapp 200 Metern konnte man nahezu alles sehen; die Weichsel, das Stadion, die Hochhäuser, den Hauptbahnhof und vieles mehr. Wieder zu Hause angekommen gab es Spaghetti zum Abendessen. Um 20 Uhr haben die polnischen Schüler eine kleine Party organisiert. Wir haben gemeinsam gesungen, getanzt und gelacht. Ich fand es auch bemerkenswert, dass der Vater von Kinga uns, egal um welche Uhrzeit, abgeholt hat. Sonntags gingen wir mit ein paar Polen in das Warschauer- Aufstands Museum. Ich habe festgestellt, dass alle Läden geöffnet waren, was aber üblich ist in Polen. Im Museum wurden eine Menge Gegenstände aus dem 2. Weltkrieg ausgestellt, unter anderem Waffen und Besteck der deutschen Wehrmacht mit Hakenkreuzen darauf. Wir schauten uns auch einen zehnminütigen Film über das zerstörte Warschau 1944 an, welcher auf englisch untertitelt war, sodass auch wir in verstehen konnten. Obwohl keiner aus meiner Generation den Krieg miterlebt hat, hat es dennoch in uns Deutschen ein etwas schuldiges Gefühl ausgelöst und es war uns durch die Bilder noch einmal deutlich bewusst geworden, dass so etwas nie wieder in der Geschichte vorkommen darf. Nach dem Museum sind wir mit der kompletten Klasse in ein Bowlingcenter gefahren und haben dort gemeinsam den Abend ausklingen lassen. Der letzte Programmpunkt unseres Austausches war montags und zwar sind wir in das jüdische Museum der polnischen Juden gegangen. Der Schwerpunkt unserer Führung war, wie sollte es anders sein, der 2. Weltkrieg, also der Holocaust. Das war nochmals sehr spannend zum Schluss zu erfahren, wie die Juden angesiedelt waren und es ihnen in den Konzentrationslagern erging. Am Mittag gingen meine Freunde, ihre Polen und ich nochmals in ein Einkaufscenter und wir Deutschen haben hauptsächlich noch Geschenke für unsere Familien gekauft. Am Dienstagmorgen mussten wir um sechs Uhr die Heimreise antreten und ich bedankte mich bei Kinga und ihren Eltern und freue mich, dass sie bald zu uns nach Deutschland kommen wird. Als Fazit fand ich den Austausch sehr gelungen. Er wurde sehr gut organisiert, sodass wir keine Komplikationen hatten. Ich habe sehr viel über Polen und seine Kultur erfahren. Danzig und Warschau sind auf jeden Fall eine Reise wert. Außerdem ist die Klassengemeinschaft viel enger zusammengerückt, denn ich und viele andere hatten durch unsere Polen und deren Freunde Kontakt mit Klassenkameraden, mit denen wir in der Schule kaum geredet haben. Auch das Verhältnis zu unseren Lehrern ist besser als zuvor, da wir während den Ausflügen öfters mit ihnen ins Gespräch gekommen sind. Die Frage „Warum Polen?“ klärte sich für mich, denn gerade das, was Warschau und Danzig zu bieten haben, ist besonders und einzigartig und nicht jeder kann behaupten, bei einem Austausch in Polen mit dabei gewesen zu sein.