Kera Rachel Cooks Vortrag zum Thema „Essstörungen“ zeigte den Einfluss von medial verbreiteten Schönheitsidealen auf die Selbstwahrnehmung und offenbarte den sozialen Druck via Facebook & Co“ auf Jugendliche.
Kera Rachel Cook ist ein ehemaliges Plussize Model (Übergrößenmodel), das jahrelang mit Essstörungen zu kämpfen hatte. Am Mittwoch, den 26. Oktober 2016 hielt sie vor aufmerksam folgenden Schülerinnen und Schülern der neunten Klassen in der Aula des Melanchthon-Gymnasiums am MGB einen spannenden Vortrag über der Einfluss von medial verbreiteten Schönheitsidealen. Am Anfang ihres Vortrags berichtete die 28-Jährige authentisch, wie ihre Essstörung ausgelöst wurde. So führten die Trennung der Eltern und ihre Körpergröße dazu, dass sie kaum Selbstbewusstsein hatte und sich in der Schule nicht akzeptiert fand. Als Teenager bewarb sich Kera für einen Modelworkshop, da sie der Meinung war, nur wer schön ist, wird bewundert und wahrgenommen. Um weiterzukommen musste sie aber abnehmen. Also begann sie mit einer Diät, ging immer öfter ins Fitnessstudio. Doch je weniger sie aß, umso mehr Fressattacken bekam sie. Ihr inzwischen gestörtes Essverhalten wurde in einer Klinik behandelt.
Nach der Klinik beschloss sie, doch noch Model zu werden und meldete sich 2009 bei „Germany´s Next Topmodel“ an. Dort schied sie jedoch nach der dritten Runde aus, mit der Begründung der Jury, ihre Figur sei „ zu schwierig“. Dadurch sah sie sich selbst als Versagerin und wollte es allen beweisen. Sie bewarb sich bei mehreren Modelagenturen, bekam jedoch aufgrund ihrer Figur nur Absagen. Dies brachte sie erneut in einen Teufelskreislauf, der aus Hungern, täglichem Workout im Fitnessstudio und weiteren Fressanfällen bestand. Ihre Freunde bemerkten ihre Probleme und forderten sie dazu auf, sich doch so zu lieben, wie sie ist. Nach kurzer Zeit wurde sie auf Plussize Models aufmerksam und schaffte damit endlich den großen Durchbruch. Ihre Figur war nun nicht mehr unpassend, sondern perfekt. Glücklich war sie nun aber auch nicht, da sie inzwischen realisierte, dass man im Modelbusiness nur auf sein Aussehen reduziert wird. Die Schönheit ist wichtiger als alles andere. Sie wollte das inzwischen nicht mehr und beschloss daher, die Modelkarriere abzubrechen und kündigte ihre internationalen Verträge, konzentrierte sich nun auf ihr Studium und ihre Ausbildung als Ernährungsberaterin.
Der zweite Teil des Vortrags von Kera Rachel Cook beinhaltete den Einfluss der Medien auf das Idealbild einer Frau. Hierbei wurde deutlich, dass niemand aussieht wie das Model auf dem Cover, nicht mal das Model auf dem Cover selbst entspricht dem Äußeren des Models. Danach zeigte uns Kera eine Studie von „Doktor Sommer“ aus der Bravo, die bewies, dass Jungs mit ihrem Körper im Allgemeinen zufriedener sind als Mädchen. Das liegt daran, dass es bei Mädchen ein ausgeprägteres Idealbild gibt. Bei Jungs ist es außerdem cool, auch mal anders zu sein, Mädchen hingegen werden, wenn sie nicht der Schönheitsnorm entsprechen, nicht richtig akzeptiert. Eine weitere Studie ergab, dass 2009 vor allem Mädchen unzufriedener mit sich selbst waren. Grund dafür sind hauptsächlich soziale Medien wie z.B. Instagram. Dort werden viele Selfies gepostet, die dann nur nach dem Aussehen und nicht z.B. nach dem Charakter der Person bewertet werden.
Zusammenfassend sagte uns Kera: „Glücklich ist das neue Schön, merkt euch das. Ein Mensch ist viel mehr als nur sein Aussehen und man sollte sich so akzeptieren, wie man ist. Unsere Beine sind nicht dazu da, um super schlank und schön zu sein, sondern um uns durchs Leben zu tragen. Und unsere Arme haben auch nicht die Funktion, schlank und straff zu sein, sondern sie sind dazu da, die Menschen, die wir lieben, zu umarmen. Vergesst also eure Macken und Fehler, denn diese hat eh jeder von uns und gerade diese Dinge machen jeden Einzelnen von uns zu etwas Besonderem und Individuellem.“
Die Präventionsarbeit am Melanchthon-Gymnasium Bretten legt den Schwerpunkt auf die Vermittlung von Lebenskompetenzen mit dem Ziel, dass sich die Kinder und Jugendlichen in unserer Schule zu eigenverantwortlichen und starken Persönlichkeiten entwickeln können. Der Vortrag von Kera Rachel Cook hat vielen Schülerinnen und Schülern ein Stück weit die Augen geöffnet. Gerade in der neunten Klassenstufe ist es wichtig, sich mit dem Thema Essstörungen auseinanderzusetzen, weil die Jugendlichen in diesem Alter anfangen, ihr Äußeres kritischer wahrzunehmen und zunehmend von den Medien in ihrer Selbstwahrnehmung negativ beeinflusst werden.
Wer sich dafür interessiert, kann Kera Rachel Cook auf Instagram (@kera_rachel_cook) und auf YouTube (Fräulein Cookie) folgen. Dort postet sie alles zum Thema #ichoosetolovemyself, was nun auch ihr Lebensmotto ist.
Wir danken Kera Rachel Cook hier noch einmal im Namen von allen Schülern und Lehrern des MGB. Ein Dank geht auch an den Förderverein des MGB, durch dessen Unterstützung die Veranstaltung erst möglich wurde.
Isabel Erhardt und Jule Kritzer (Klasse 9 b)