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Presseartikel zum Konzert des Sinfonieorchesters Bretten am MGB und des MGB-CHOR

img_2017.jpgHier können Sie den Artikel zum Konzert aus den BNN lesen. Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers Bernd Neuschl.

Während das Portrait von Luther vom Pfeiferturm über die Altstadt wacht, wird in der Stiftskirche der Reformation gedacht: Felix Mendelssohn-Bartholdy komponierte zum 300. Jahrestag des Augsburger Bekenntnisses seine Sinfonie Nr. 5 und das Sinfonieorchester am Melanchthongymnasium Bretten interpretierte jenen sakralen Opus auf erfreulich hohem Niveau. Schulleiterin Elke Bender sprudelte vor Lob schier über, als sie am Ende Chor und Orchester zu „ zwei Juwelen“ adelte. Mit Recht. Der MGB-Chor hatte sich vorab zu Schuberts G-Dur Messe hinter dem Orchester aufgereiht. Nun gilt G-Dur als die festliche Tonart schlechthin. Die mitreißende Sängerschaar fabrizierte Dank Marianne Abeles schwungvollem Dirigat eine herrlich helle Klangfreude. Die sauber intonierten Einsätze kamen auf den Punkt, die Höhen gerieten derart klangvoll, dass die eigentlich schlichte Liedhaftigkeit dieser Messe geradezu veredelt wurde. Im „Credo“ wagte sich der Chor vom eher weihevollen Tuttigesang hier und da in ein schubkräftiges Forte. Zwischen Orchester und Chor formte Abele eine geschmeidige Klangbalance, die Bariton Dieter Schweigel und Sopranistin Violetta Hellwig viel Raum zur ausgestaltenden Entfaltung gab. Der „Sanctus“ kam majestätisch, aber nie träge schreitend daher, Schweigel und Hellwig harmonierten wunderbar zusammen, konnten aber auch als Solisten einen voluminös strömenden Kontext technisch und künstlerisch ausfüllen: Schweigel mit gestähltem, aber sanft schwingenden Brustton, Hellwig mit einem wohl dosierten Klangvolumen, das hernach umso zarter aufknospen konnte. Die Programmauswahl an sich hätte einen Extraapplaus verdient gehabt.

Von Jean Sibelius legte das Orchester den berühmten „Valse triste Op. 44“ auf. Hier wob Carolin Wandel einen dunklen, samtigen Klangteppich, der harmonisch beklemmend an das Thema Tod anknüpfte. Das Rubato wirkte ohne wirkliche Verzögerungstaktik statisch, der Klang folglich gewollt öde, aber nie langweilig. Spätestens als sich tänzerisch triste Walterrhythmen aus diesem Kokon herausschälten, war klar, dass dieses Werk nicht mit dem Charme eines Wiener Walzers zu kokettieren versucht, sondern vom Orchester als programmatisch empfunden wird: Memento Mori! Eine erstaunlich reife Leistung. Acht hauseigene Cellisten standen danach mit Villa-Lobos „Aria“ aus den „Bachianas Brasileiras No.5“ im Vordergrund. Wenn der formal strenge Barock hier auf brasilianische Klangkunst trifft, dann gibt es mit Sopranistin Violetta Hellwig ein anrührendes Hörerlebnis. Ihre flirrenden Vokalismen glühten mit den vitalen Cellisten am Ende regelrecht aus. Dann die Erkenntnis, dass sich das Orchester in Sachen Klangkultur ohrenkundig immer weiterentwickelt. Mendelssohns Fünfte Sinfonie  lieferte den Beweis: Carolin Wandel taktiert nicht nur, sie erspürt, was zwischen den Noten steht und vermag die Aufführung so situativ auch zu befeuern. So wird die Sonatensatzform im Kopfsatz von den Schülern nicht nur spielerisch, sondern künstlerisch griffig entdeckt. Gut, das „Allegro con fuco“ gerät zunächst zögerlich zupackend, und bewahrt so einen eher liturgischen Geist, ohne dass sich das „Andante“ im monumental-orthodoxen erden muss. Das „Allegro Vivace“ überrascht mit einer schwungvollen Ausgelassenheit. Die engagierte Intonation und das ohnehin gute Zusammenspiel festigen sich von Takt zu Takt, heikle Übergänge sind sauber erarbeitet und geraten so vortrefflich. Die famosen Solisten haben ihre Passagen vorbildlich verinnerlicht, so münden die Choralvariationen im Finale in einen höchst feierlich bebenden Schlussakkord. Dem abschließenden Lob der Schulleiterin war nichts hinzuzufügen. Bernd Neuschl