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Jubiläumskonzerte der MGB Big Band

Treue, Tradition und eine große Liebe

Wenn der Anspruch des Erziehers zu Verbindlichkeit wird, sich in Leistung im besten Sinne zeigt und sich dann in pures Vergnügen für alle Beteiligten verwandelt, so ist das ein Glücksfall. Glück kann man ja bekanntlich nicht festhalten. Aber dieses Glück hat am MGB Tradition. Seit 30 Jahren gibt es die Big Band nun am Melanchthon-Gymnasium. 150 treue Ehemalige finden sich ein, blicken voller Stolz auf die Neuen und voller Dankbarkeit auf ihre eigene Zeit in der Big Band, die so viel mehr leistet, als die Menschen mit ihrer Musik zu unterhalten. Natürlich blickt Bernhard Pfaus zu solch einem Jubiläum gerne zurück, aber er versichert glaubhaft, sein Herz sei immer ganz bei der aktuellen Besetzung. Band und Leader gehen eine Symbiose ein, die beide zu Höchstleistungen treibt. Pfaus fordert seine Bands, wettet gar um das Gelingen eines Intros und weiß, was motiviert. Er ist ehrlich in seiner Kritik und spart dennoch nicht mit herzlichem Lob. Schon die Jazz Youngsters wissen, wie ihr Musical Director tickt. Die kleinste Geste wird aufmerksam registriert und umgesetzt. Da warten hoch motivierte junge Menschen bereits auf ihren nächsten Schritt in die Jazz Combo. Sie legen sich mächtig ins Zeug und das über 30-köpfige Ensemble entwickelt einen mächtigen Schalldruck und ist „Born to be wild“. Wer hätte erwartet, dass ein wahrer Klassiker des Hardrock in einer Schulaula von einer Big Band interpretiert funktioniert? Die Youngsters machen „Smoke on the water mit ihrem originellen Arrangement zu ihrem eigenen Song, ohne dabei das Original zu verraten. Der Sound ist glasklar, die Regler für die einzelnen Solist*innen werden perfekt hochgezogen, sodass kein Ton verloren geht, das Licht erzeugt die passende Stimmung im Raum. Da sind auch an der Technik Profis am Werk.

Die Mittelstufe ist mit der Combo vertreten. Das Publikum kommt der Aufforderung „Gimme some lovin“ selbstverständlich gerne nach. So mitreißend wird hier gegroovt. Da agiert ein Team, das so gut eingespielt ist, dass auch kleinere Probleme wie ein defektes Blättchen eines Saxophons locker überwunden werden, indem zum Beispiel der Gitarrist spontan das Solo übernimmt. „Footloose“ befreit dann die Füße, es wird getanzt und „Hey Jude“ weckt den Gemeinsinn aller Anwesenden im Gesang. Aber selbst wenn man in einer schalldichten Kabine säße, könnte man den Abend genussvoll damit verbringen, zu beobachten, wie die Menschen auf der Bühne mit Blicken kommunizieren und sich ihrer puren Freude und stolzen Begeisterung über ihre eigene Leistung hingeben. 

Dem will die Big Band in nichts nachstehen. Sie erhöhen die Schlagzahl noch einmal, machen deutlich, dass da immer noch mehr möglich ist. Harmonische Finessen, dynamische Steigerungen, wohl gesetzte Breaks und strahlende Melodien. Da helfen die langjährige Zusammenarbeit und das Vertrauen in die kühnen Arrangements und die Leidenschaft aller Beteiligten. Sie starten mit „Just Friends“, aber dass es sich bereits um wahre Liebe handelt, machen alle auf der Bühne ab dem ersten Ton deutlich. Bei „Act your Age“ handeln die jungen Musikbegeisterten entgegen dieser Aufforderung und zeigen, wie reif sie musikalisch bereits sind. Laura Seltsam spielt in „Sylvia“ das Motiv mit lockerer Eleganz und perfekter Intonation. Spontane Bravorufe aus dem Publikum honorieren ihr überaus gefühlvolles Solo am Altsaxophon. Die Stimme von Joëlle Schreiber berührt die Zuhörer auf ganz besondere Weise. Zart und dennoch kraftvoll, samtweich und wohl dosiert interpretiert sie „Don’t know why“ von Norah Jones. Da schließen einige die Augen und genießen den Moment so intensiv wie möglich. Ihr Duett mit Bernhard Pfaus in „She’s the One“ ist sicherlich ein Höhepunkt, der beide, Sängerin und Sänger, am Ende strahlen lässt. Voller Hochachtung erheben sich die Menschen im Publikum und dann ist bei den treibenden Rhythmen von „Pacific Rainbow“ kein Halten mehr. Grauhaarige Mitbürger spüren jugendlichen Drang zu tanzen. „Ich wünschte, das würde nie enden!“, äußert sich die Begeisterung. „A night like this“ dürfte nie zu Ende gehen und der Mambo „Sway“ macht tatsächlich Lust auf viel mehr. Und so ist diese Nacht noch lange nicht zu Ende. Es folgt Zugabe auf Zugabe, bis es erschöpft und glücklich heißt: Bis nächstes Jahr.

Marc Soedradjat