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Interview zur Geschichte der Big Band

Ich treffe mich mit Bernhard Pfaus, dem Bandleader und Peter Störzer, dem Schlagzeuger der Big Band, die sich in einer Pause zu den Aufnahmen für die neue Studio-CD der Big Band für dieses Interview Zeit nehmen. Es ist 17 Uhr, seit 10 Uhr früh sind die beiden schon mit den Schlagzeugparts für zwei Songs beschäftigt und werden nach diesem Interview noch einige Stunden weiterarbeiten.

Im Aufnahmestudio werden sich in den nächsten Monaten die einzelnen Bandmitglieder einfinden, um nacheinander ihre Parts einzuspielen, was laut Bernhard Pfaus die Dynamik eines Livekonzerts natürlich nicht entstehen lassen kann, aber dafür den Vorteil bietet, dass Intonation und Arrangement perfekt ausgearbeitet werden können. Wir wollen aber nicht nur über aktuelle Projekte sprechen, sondern die Geschichte der Big Band ein wenig Revue passieren lassen.

 

Redaktion: Wann wurde die Bigband gegründet und wie kam es dazu?

Pfaus: In den Sommerferien 1988 habe ich erfahren, dass ich die Stelle in Bretten bekomme und habe mit Herrn Fichtner, dem damaligen Direktor ein Gespräch geführt, der den Wunsch äußerte, an der Schule eine Big Band zu etablieren und fragte, ob ich diese nicht ins Leben rufen könne. In den Ferien habe ich dann schon mit zwei Schülern Kontakt aufgenommen (Armin Schulz und Mark Steinhilper) und sie gefragt, ob sie nicht Lust hätten mitzumachen Zu Schulbeginn wurde die AG dann ausgeschrieben, worauf sich 13 Schülerinnen und Schüler meldeten. Das waren so die ersten Gehversuche, denn ich hatte selbst noch nicht so viel Erfahrung in diesem Bereich. Wir haben dann mit erweiterten Bluesgeschichten angefangen, Patterns geschrieben und eben probiert.

Redaktion: Waren damals schon viele Bläser in der Big Band Besetzung?

Pfaus: Eigentlich nicht, es gab damals zwei Schlagzeuger, einen Pianisten, einen Bassisten, einen Gitarristen, zwei oder drei Trompeter, drei Saxophonisten und noch ein paar Klarinetten und Querflöten. Eigentlich war das mehr eine Combo als eine Big Band. Im Frühjahr darauf  gab es dann einen Ehemaligenball in der TV-Halle, an dem wir unseren ersten Auftritt hatten. Und damit kam der Stein ins Rollen. In den nächsten Jahren hat das immer weitere Kreise gezogen. Ich kann mich noch daran erinnern, wie der Fleischmann im Schwimmbad für die Band gewonnen werden konnte.

Redaktion: Kannst du beschreiben, wie die Situation damals war? Gab es Probleme, die dir zu schaffen machten?

Pfaus: Als die ersten Abiturienten gingen, habe ich erst gemerkt, dass ich vor dem Problem stehe, neuen Nachwuchs zu kriegen und kam so auf die Idee zur Gründung der Combo, um die entstehenden Lücken zu stopfen. Ich habe also Herrn Fichtner gefragt, ob ich eine zweite AG gründen könnte und bekam Grünes Licht. Und plötzlich, so nach zwei Jahren, war diese Combo von der Besetzung her eigentlich schon wieder eine Big Band. Und da die Kleinen auch schon in die Band wollten, gründeten wir vor acht Jahren die Jazz Youngsters.

Redaktion: Sind diese Ags nach Alter oder Können gestaffelt?

Pfaus: Die Präferenz liegt schon auf Unter- Mittel und Oberstufe, aber die Überlappungen entstehen durch das individuelle Können. Fabian Torka (Altsaxophon) spielt zum Beispiel schon seit zwei Jahren in der Big Band, obwohl er damals erst in der achten Klasse war. Begabte können also vorgezogen werden, was aber bedeutet, dass andere später oder gar nicht in die Big Band kommen.

Redaktion: Peter, als Schlagzeuger hat man es ja in dieser Hinsicht nicht leicht. Ergibt sich daraus ein Konkurrenzdenken?

Peter: Eigentlich gar nicht. (Peter schaut seinen Bandleader fragend an.) Oder?

Pfaus: (lacht) Na, du bist der Schlagzeuger.

Peter: Es wird ja vorher ausgemacht, wer welches Stück spielt.

Pfaus: In der Big Band geht’s nach Qualität, der Beste spielt am meisten. Der zweite muss jetzt dienen und kommt dann eben nächstes Jahr zum Zug, wenn Peter Abitur gemacht hat.

Redaktion: Gab es in den ersten Jahren Probleme, die zum Aufgeben hätten führen können.

Pfaus: Nein, eigentlich war die Tendenz hinsichtlich der Teilnehmer immer steigend. Es gab zwar einen Kollegen, der mir damals prophezeite, dass die Big Band an dieser Schule nicht laufen würde, aber damit hat er ja nun nicht Recht behalten. Was die ganze Sache für mich ungeheuer forciert hat, war natürlich die Möglichkeit, im Keller einen eigenen Proberaum auszubauen.

Redaktion: Wie entstand dieser?

Pfaus: Wie probten zunächst im Musiksaal 1, haben aber im Laufe der Zeit immer mehr Equipment hinzugekauft, das wir irgendwann nicht mehr untergebracht bekamen. Außerdem gab es das Problem mit der Lautstärke, also haben wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Kellerraum gemacht. Herr Fichtner machte dann den Vorschlag, man solle sich den alten Fahrradkeller mal anschauen, der in einem ziemlich schlimmen Zustand war. Als ich das gesehen habe, dachte ich mir: Das ist es! Darauf haben wir ein ganzes Jahr lang mit den Mitgliedern (u.a. dem Jan Halbritter) diesen Raum ausgebaut. Die Combo übernahm die einfacheren Arbeiten, die Großen waren für die schweren Sachen zuständig, wie zum Beispiel die Schallisolierung. Für uns war damals ganz wichtig, dass Herr Fichtner uns eigentlich freie Hand gab und immer interessiert war an den Fortschritten. Dabei war dieser Raum nicht ganz ungefährdet aufgrund der Raumsituation an der Schule, aber die Idee für eine Nutzung als Klassenzimmer wurde dann doch fallen gelassen.

Redaktion: Was ist das Besondere an der Big Band des MGB?
Pfaus: Unser Sound ist schon eigen. Die Stücke klingen immer nach uns, egal was wir spielen, weil der besondere Schwerpunkt auf der Band, dem Zusammenspiel von Schlagzeug, Bass, Gitarre und Keyboard liegt. Der Groove muss stimmen, der Bläsersatz spielt meistens das notierte Arrangement, das ich eigentlich immer kaufe. Die Band wird also immer speziell behandelt.

Peter: Wir haben auch immer extra Bandproben.

Redaktion: Jedes Jahr verlassen die Abiturienten die Band. Gibt es Erfolgsstorys von einzelnen Musikern?

Pfaus: Es gibt mittlerweile viele Ehemalige, die Musik studieren und auch als Profimusiker oder Musiklehrer tätig sind. Eine der ersten ist Barbara Störzer, dann fällt mir noch Georg Häfele ein, Andreas Pompe (Saxophonist) ist Profimusiker geworden. Viele von unseren Abiturienten gehen nach Mannheim, wo sie eine gute Jazz Abteilung haben.

Peter: Aus dem letzten Jahrgang 2006 waren es ganz viele. Fast alle, die in Mannheim aufgenommen wurden, kommen aus Bretten. Juliane Hörzer studiert jetzt Posaune, Carolin Schmidt fällt mir auch noch ein, Fabian Kehrer studiert Posaune in Karlsruhe.

Redaktion: In der langen Geschichte gibt es sicherlich besondere Begebenheiten und Highlights. Welche würdet ihr hier nennen wollen?

Pfaus: Eigentlich nicht. Nun ja, jedes Jahr die Konzerte, wobei ich sagen muss: etztes Jahr Peter und Paul war schon etwas Besonderes. Das war genial, weil wir in absolut professioneller Umgebung (Licht, Ton und Bühne) bei super Wetter und vor ungefähr 4000 Leuten spielen durften. Die Atmosphäre war toll, es hat einfach alles gestimmt.

Ich persönlich empfinde die Auftritte allerdings gar nicht so als Highlight, weil sie mit unheimlich viel Arbeit verbunden sind und der Adrenalinspiegel extrem hoch ist. Das ist zwar immer positiver Stress, aber ich kann das eben nicht so entspannt genießen. Auch wenn ich vor der Band stehe und locker mit den Fingern schnippe, das ist höchste mentale Anspannung. Die Hörstürze kommen halt nicht von ungefähr. Aber die Außenwirkung auf Peter und Paul ist natürlich enorm.

Redaktion: Die Big Band ist eins der Aushängeschilder des MGB. In welcher Form versucht ihr dieser Rolle gerecht zu werden?

Pfaus: Früher war mir das nicht so bewusst, aber mittlerweile haben wir da ein anderes Bewusstsein. Das habe ich erst nach Jahren gemerkt, dass man gesagt hat: „Aus Bretten kommt ihr? Da gibt es doch diese Big Band?“ Wir werden also nicht mehr nur mit dem MGB, sondern auch mit der Stadt Bretten verbunden. Im Ländle macht das schon die Runde, wir repräsentieren also ein Stück weit Bretten, aber was heißt schon repräsentieren?

Peter: Na, eben einen guten Eindruck zu hinterlassen durch unser Auftreten, unsere Ausstrahlung und die gediegene Optik.

Pfaus: Wir haben unsere Big Band T-Shirts an oder bei feierlichen Anlässen eben die weißen Hemden und die Fliegen oder Krawatten im gleichen Design.

Peter: Auf dem Bildungskongress für Europa hat Bildungsminister Rau Herrn Herrscher gratuliert zu der tollen Big Band an seiner Schule.

Pfaus: Und das Witzige ist. Am Peter und Paul Fest habe ich von einer älteren Dame gehört, sie hätte jetzt doch keine Angst mehr um die Jugend, nachdem sie uns gehört hat. Da gebe es noch nette junge Leute, die so schöne Musik machten. Die Jugend sei nicht so schlecht, wie man immer sage. Daran merkt man doch manchmal, was man mit seiner Musik so transportiert.

Redaktion: Am 19. Oktober findet die Jubiläumsgala statt. Worauf kann man sich von Seiten der Band freuen?

Pfaus: Wir werden den diesjährigen Konzertmitschnitt, den ich gestern zum Pressen ins Studio gebracht habe, als Jubiläums-CD präsentieren.

Redaktion: Gibt es darüber hinaus schon Pläne für das 20-jährige Jubiläum der Big Band?

Pfaus: Parallel zur Jubiläums-CD läuft jetzt schon seit den Sommerferien die Produktion für die neue Studio-CD. Das ist ein Projekt, das auf ausdrücklichen Wunsch der Band entstanden ist. Die CD wird acht Songs beinhalten, eine Art „Best Of“ unter anderem mit zwei Stücken von Pat Metheney. Das wäre dann unsere zehnte CD.

Als ich mich verabschiede und mich für das Gespräch bedanke, weist Peter noch auf eine allerdings geheime Überraschung in Zusammenhang mit dem Bandjubiläum hin. Wir können also gespannt sein und uns jetzt schon auf das nächste Jahr freuen.