Neckarzimmern im Januar 2010
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Das Jahr 2011 hat angefangen, und die Musiker des Sinfonieorchesters am MGB erwartet ein Highlight. Unser alljährliches Orchesterwochenende in Neckarzimmern, auf das sich alle freuen, liegt vor uns, Tage erfüllt mit Musik.
Erwartungsvoll steigen wir in den Bus. Dieses Jahr fast schon den Frühling ahnende, laue Temperaturen, im Gegensatz zum vergangenen Jahr in Ochsenhausen, als der „leichte flockige Schnee“ von Haydns „Schöpfung“ auf uns fiel. Dagegen prescht dieses Mal unser Bus mit einer gewaltigen Wasserfontäne durch die halbüberflutete Straße entlang des Neckars. Nachdem die Tagungsstätte der evangelischen Jugend in Neckarzimmern erreicht ist, die Zimmer verteilt, ausgehungert das Abendessen verspeist, beginnt die erste Probe.
Die 2. Sinfonie, selten gespielt, von Kurt Weill liegt auf den Notenpulten, und es erwartet uns harte anstrengende Arbeit, nicht nur für unsere ganz jungen, neu dazu gekommenen und sehr motivierten Musiker, sondern auch für die alten „Hasen“, die nicht weniger motiviert sind.
Mit verschwenderischer Fülle hat Kurt Weill seine Noten mit ständig wechselnden Vorzeichen versehen, verwirrend in ihrer Vielfalt!
Mit bewunderungswürdiger Ruhe und Gelassenheit nimmt unsere Dirigentin Kirstin Kares die manchmal recht schrägen Töne entgegen. Nach 2 ½ Stunden intensiven Probens, zum Abschluss noch Schuberts Ouvertüre im italienischen Stil, mit ihrer tänzerischen Leichtigkeit, dann werden die Instrumente eingepackt. Den Gesichtern der Musiker kann man jetzt doch die Müdigkeit ansehen, denn es galt die Stunden der Probe nach einer anstrengenden Schul- und Arbeitswoche zu bewältigen. Der Abend klingt in der gemütlichen Sitzecke, des Hauses, das für diese Zeit unser Domizil ist, aus.
Der Samstagmorgen begrüßt uns mit schönem Wetter. Stimmproben sind für den Vormittag angesetzt.
Drei Schulmusikerkollegen stehen uns mit ihren hervorragenden Kenntnissen zur Verfügung. Unser Konzertmeister und Musiklehrer am MGB Robert Gervasi, mit seiner großen fachlichen Kompetenz, übernimmt mit Elan die Gruppe der ersten Geigen.
Eine seit diesem Jahr neu dazugekommene Lehrerkollegin Carolin Wandel verlässt ihr Cello und widmet sich brillant und intensiv der Bläsergruppe.
Unser Orchestermitglied Rostislaw Zadykowitsch, ein profilierter Musikpädagoge und Dozent, vermittelt sein Wissen und seine großartigen Fachkenntnisse eindrucksvoll den zweiten Geigen.
Die Cello- und Bratschengruppe wird von Barbara Noeldeke professionell gekonnt geleitet.
Jetzt gilt es die Tonbildungsmuster, die Klangentwicklung und die Strukturen der Werke heraus zu arbeiten. Unser Konzertprogramm im Mai beinhaltet nicht nur Kurt Weill, sondern auch Beethoven mit seiner 2. Sinfonie und von Schubert die Ouvertüre im italienischen Stil.
Insbesondere Kurt Weill verlangt hartes intensives Proben. Ständig wechselnde Stimmungen in seiner Sinfonie von Nostalgie, Wut bis hin zur Resignation sind keine gefällige, leichte Musik, sondern verlangen uneingeschränkte Konzentration und erfordern absolut diszipliniertes Musizieren.
Nach dem Mittagessen, dem Küchendienst unserer „Freiwilligen“ und einer Pause proben wir wieder „Tutti“. Es ist erstaunlich, wie sich schon sehr viel im Klangbild des Orchesters verbessert hat, auch wenn noch einiges an Arbeit bis zum Konzerttermin vor uns liegt. Trotzdem wird die Geduld unserer Dirigentin noch genügend strapaziert. Kurze Kaffeepause, mitgebrachter Kuchen wird genussvoll verspeist, und mit neuem Elan geht es weiter bis zum Abendessen.
Es ist erstaunlich, mit welchem Engagement und wie motiviert sich alle der Musik widmen, ganz gleich wie oft eine Passage wiederholt werden muss.
Alle sind mit Enthusiasmus und Begeisterung dabei.
Ein traumhaft schöner Sonnenuntergang verspricht für den nächsten Tag schönes Wetter.
Weitere Stunden des Musizierens bis der Schlusston verklungen ist. Verstohlenes Seufzen ob der verkrampften, schmerzenden Muskeln, die Lippen der Bläser sind genau so stark strapaziert, und dann bewirkt wieder unsere Doktorin Katrine den Ausgleich. Partnerschaftlich werden die Verspannungen durch entspannende Bewegungsübungen gelockert, und tatsächlich fühlen sich alle danach wohler. Mit viel Gelächter und Engagement wird ein Ratespiel über Liedanfänge von Katrine inszeniert, bei dem zwei Teams um die Führung kämpfen. Vergessen ist die Strapaze des langen Probentages. Anschließend sitzen wir wieder im Kaminzimmer in bunt gemischten Altersgruppen zusammen. Restlicher Kuchen und Kekse beheben den Mangel an Süßigkeiten, und Getränke beseitigen eventuelles Defizit an Flüssigkeit.
Ja und Mitternacht, Schlag 12:00 Uhr lassen wir Geburtstagskind und Abiturientin Isabell hochleben. Mit ihrem mitgebrachten Sekt stoßen wir auf ihr Wohl an, und die guten Wünsche von uns sollen sie in ihren neuen Lebensabschnitt begleiten.
Leider werden uns einige jahrelang treue Orchestermitglieder nach dem Abitur verlassen. Doch es ist gut zu wissen, dass aus den verschiedenen Streicherklassen des MGB immer wieder neue talentierte Schüler zu unserem Sinfonieorchester dazu kommen.
Der Sonntagmorgen begrüßt uns mit strahlend blauem Himmel und Sonne. Die letzte Probe beginnt, und nach den Worten unserer Dirigentin Kirstin haben wir einen „guten Sprung“ nach vorne gemacht und wesentliche Verbesserungen erreicht. Wir freuen uns natürlich sehr darüber und fühlen uns für die anstrengenden Proben belohnt. Zusammenpacken, Aufräumaktionen, der letzte Küchendienst, alle beteiligen sich ausnahmslos an den verschiedenen Arbeiten , und schon steht der Bus für die Heimfahrt bereit. Unterwegs wird lebhaft diskutiert, erzählt und die ersten Fotos der Proben und lustigen abendlichen Stunden können auf dem Laptop an uns vorüber ziehen. Es waren wieder Tage, die unvergesslich bleiben.
Helga Eisner