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Top Dogs

„Eine Entlassung ist auch immer eine Chance, eine Neubesinnung, eine Herausforderung!“
Mit diesen Worten erklären die drei Psychologinnen des Outplacement Centers, wie man mit einer Kündigung umzugehen hat. Die New Challenge Company, kurz NCC, stellt sich vor.
Outplacement, das bedeutet wörtlich übersetzt „Ausplatzierung“. Der Begriff wird benutzt, um die Beratung von Arbeitgeber und Arbeitnehmer bei einem Personalwechsel in der Führungsebene zu beschreiben.
Und die NCC gehört zu einem der führenden Unternehmen in dieser Branche, denn sie haben sich auf die Wiedervermittlung von Managern einer gewissen Preisklasse spezialisiert.

Sie alle waren einst Führungskräfte, Konzernchefs, Topmanager mit astronomisch hohem Gehalt. Top Dog.
Doch nun stehen sie auf der Straße und müssen irgendwie damit fertig werden, dass nichts in ihrem Leben mehr so ist, wie es einmal war.
Vergangenen Mittwoch und Freitag präsentierte der Literatur- und Theaterkurs 13 des Melanchthon Gymnasiums Bretten unter der Leitung von Michael Polty das Wirtschaftsstück „Top Dogs“ von Urs Widmer.
Löffler (Raphael Noeltner) ist neu bei der NCC und wundert sich gehörig, als die Psychologin Doktor Esteban-Ramirez (Stefanie Fritz) ihm erklärt, er sei entlassen worden und seine Firma habe ihn an dieses Outplacement Center verwiesen.
Während Löffler es einfach nicht fassen kann, scheinen sich die anderen neun Top Dogs bereits mit ihrer Lage abgefunden zu haben. Von der „emotional stabilen“ Geschäftsfrau Müller (Pia Sophie Kößler) über die Porsche-liebende Tennismaus Neuenschwander (Lisa Hammes) bis hin zur taffen, unter einem Mutterkomplex leidenden Jenkins (Annelie Hofsäß) ist hier so gut wie jeder Personentyp vertreten.
Um wieder vermittlungsfähig zu werden müssen die Top Dogs verschiedene Trainings absolvieren, denn „Arbeitssuche, das ist ein Fulltimejob.“ Zum Verarbeitungsprozess gehört unter anderem, die eigene Kündigung nachzuspielen. Dies gelingt Heulsuse Beckmann (Tobias Diehlmann) allerdings nicht, ohne einige Tränen zu vergießen. Doch als er sich anschließend in die Rolle seines Chefs versetzen und sich selbst entlassen soll, wird er dabei so ausfällig und vulgär, dass die anderen Ex-Manager über so wenig Schamgefühl ganz entsetzt sind. Auch Tschudi (Manuel Zickwolf), der Choleriker mit der „Musterehe“ liefert eine kinoreife Szene ab, als er zusammen mit seiner Frau „Susi-Maus“ (Irinka Neupert) ein gemeinsames Frühstück nachspielen soll und sie dabei die Rollen tauschen.
Das Stück besteht aus vielen Monologen, jedoch wird dies nicht langweilig, da die Inszenierung so aufgebaut ist, dass sich Gruppentraining wie etwa Aggressionsabbau beim Taekwondo und Monologe abwechseln.
Es gibt viele ausgesprochen schöne, lustige aber auch ernsthafte Szenen. Ein gutes Beispiel dafür ist Biehlers Mordfantasie an ihrem Chef. „Einmal nur möchte ich mit meinem Chef eine Bergwanderung machen.“, beginnt Sandra Brüstle ihren Monolog und steigert sich im Folgenden dermaßen gekonnt und authentisch in die Situation hinein, dass man nicht mehr weiß ob man nun lachen oder weinen soll.
Besonders Doktor Esteban-Ramirez hatte das Publikum auf ihrer Seite und sorgte mit ihrem ausdrucksstarken Spiel der einfühlsamen Psychologin für unzählige Lacher. Zu guter Letzt schließt sich der Kreis. Löffler kommt und Jenkins findet endlich eine Anstellung, wenn auch nicht „ganz das ursprünglich Geplante“.

Franziska Stuhr