S(z)e(h)nen 2015
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Ein Stück Sehnsucht
22 junge Menschen stehen in der vordergründigen Idylle, den sehnsuchtsvollen Blick in die Ferne, auf eine mehr oder weniger vielversprechende Zukunft gerichtet. Mit dem Koffer in der Hand, in dem Moment des zugleich schmerzhaften wie erwartungsvollen Aufbruchs aus der Kindheit in die weite Welt. Dieses intensive Schlussbild der Eigenproduktion „S(z)e(h)nen“ bleibt dem Zuschauer sicher im Gedächtnis. Auf dem Weg zu diesem Moment bewegt sich das Ensemble durch eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Selbsterfahrungsräume in einem Beratungszentrum, das Orientierung in einer unübersichtlichen Welt verspricht. Sie werden mit Rückzugsfantasien konfrontiert; mit Menschen, die sich unter dem Eindruck einer bedrohlichen Realität in Form erschütternder Schreckensnachrichten zurückziehen in ihre selbst geschaffene Wohlfühloase. Sie beteiligen sich an Rollenspielen, um sich in ihre Eltern hineinzuversetzen und aus diesem Perspektivwechsel Einsichten zu gewinnen, merken jedoch, dass ihre Eltern genauso ratlos sind wie sie selbst. Sie bespiegeln sich selbst und stellen die sie belastenden Idealvorstellungen, die durch die Medien transportiert werden in Frage und weisen sie schlussendlich vehement zurück. Und sie lernen am Buffet, dass das Leben mehr bietet als Wurst und Käse und man gerade als junger Mensch das eine oder andere einfach ausprobieren sollte, auch wenn man sich dabei vielleicht den Mund verbrennt.
Mit großer Ernsthaftigkeit und einem erstaunlichen Maß an Reflexion widmeten sich die Jugendlichen in der Entstehungsphase dem Thema „Sehnsucht“, schrieben, überarbeiteten, inszenierten und choreographierten. Das Ergebnis ist ein Theaterstück, das immer wieder nachdenklich stimmt, Fragen stellt und Missstände thematisiert. Die Sehnsucht nach Sicherheit, Utopien, Sinn oder danach, Spuren zu hinterlassen, prägt nicht nur das Leben Jugendlicher. Per definitionem ist die Sehnsucht jedoch mit dem schmerzhaften Gefühl verbunden, den Gegenstand der Sehnsucht nicht erreichen zu können. Was diese jungen Menschen aber erreichten, sind die Zuschauer. Viele erkannten ihre eigenen Sehnsüchte wieder und werden sich nach dieser Inszenierung wie das Ensemble hoffentlich auf ihre eigenen Sehnsüchte besinnen und diese nicht mehr so leicht durch Konsum oder Regression verdrängen.