Kafka Projekt - Die Verwandlung
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Wer ist Gregor Samsa?
Gregor ist ein junger Mensch, ein Mensch in der Moderne: fleißig, erfolgreich, anpassungsfähig, strebsam, unterwürfig, fürsorglich, zuverlässig. Er funktioniert gut in einer materialistischen Welt. Tief im Innern spürt Gregor bald, dass er überfordert ist von den Ansprüchen, die die moderne Welt an ihn stellt und den Ansprüchen, die er selbst an sich stellt. Die Frage, wie er dieser Welt noch entkommen kann, die ihn fertig macht, beantwortet er mit Regression. Er verwandelt sich in einen Käfer und macht sich damit abhängig von der Familie, die bisher von ihm abhängig war. Er macht sich selbst zum Ungeziefer, zum gesellschaftlichen Schmarotzer.
Die Konzeption
Unsere Inszenierung wirft einen Blick hinein in die verstörte und verstörende Innenwelt des Gregor Samsa, zeigt die „nervöse Asymmetrie zwischen technisierter Beschleunigung und somnambuler Verzögerung" . Sie konfrontiert den Zuschauer bewusst mit irritierenden Bildern aus der (Traum)Welt eines Depressiven, der zu schnell isst und zu wenig schläft und stellt letztendlich die Frage: Sind wir nicht alle ein bisschen Samsa?
Es gibt keine einfache Antwort auf diese Frage. Wir wollen sie auch nicht eindeutig beantworten, sondern den Zuschauer dazu anregen, darüber nachzudenken, inwieweit er oder sie selbst Teil einer Gesellschaft ist, die das Funktionieren und die Selbstvervollkommnung zum Ziel hat und dadurch einen enormen Druck auf das Individuum ausübt.
Zur weiterführenden Lektüre empfohlen
1. Burkhardt, Marcel. Der Weltenwechsler in: Die Zeit N°35, 25. August 2011, S.65
2. Hodgkinson, Tom. Anleitung zum Müßiggang (How to be idle), Rogner&Bernhard, 2004
3. Sezgin, Hilal. Am Rand meines Lebens in: Die Zeit N°35, 25. August 2011, S.40
4. Thadden, Elisabeth von. Nur die Ruhe in: Die Zeit N°35, 25. August 2011, S.39/40